Der Chatbot „Erst- und Verweisinformation für Betroffene von Diskriminierung“ war ein Förderprojekt des CityLAB Berlin, das durch Mittel der Senatskanzlei und dem Bundesprogramm Demokratie Leben unterstützt wurde.
Worum ging es?
Diskriminierung ist eine gesellschaftliche Realität und zugleich eine persönliche Ausschluss- und Verletzungserfahrung mit zum Teil sehr weitreichenden emotionalen und materiellen Folgen. Neben präventiven Maßnahmen wie etwa Schulungen oder der Entwicklung eines effektiven rechtlichen Schutzes, ist es wichtig, Betroffenen in konkreten Situationen dabei zu unterstützen, Diskriminierung zu thematisieren und ihr Recht auf Gleichbehandlung und Respekt einzufordern. Hierbei gibt es eine Reihe von Hürden die zentral das Wissen um:
(1) Diskriminierung,
(2) eigene Rechte und Handlungsmöglichkeiten sowie
(3) verlässliche Unterstützungsangebote betreffen.
Während klassische Medien der Informationsweitergabe (Peer-to-Peer, klassische Öffentlichkeitsarbeit mit Flyern, Veranstaltungen, medialen Kampagnen) Kontakte zu Zielgruppen herstellen, werden vor allem digitale Möglichkeiten der Kommunikation und Informationsgabe bislang nicht systematisch genutzt. Insbesondere im Bereich der interaktiven digitalen Medien existiert aktuell eine bedeutsame Lücke. Automatisierte Chatbots haben in vielen Bereichen des Kundenservice klassische Informationsflyer und beispielsweise FAQ-Seiten ergänzt, teilweise bereits ersetzt. Die relevanten Informationen werden in Chatbots sequentiell in Form von Entscheidungsbäumen vorstrukturiert und bedarfsabhängig und anliegenbezogen an Interessierte weitergegeben. Im Ergebnis ist die Informationsgabe so niedrig-schwelliger, unmittelbarer und fokussierter und benötigen weniger Zeit/ Aufmerksamkeit als etwa die Lektüre einer 5-seitigen Broschüre. Hinzu kommt die Erweiterung der Zugangsmöglichkeiten zu Informationen, da entsprechende Bots leicht über Smartphones und Tablets genutzt werden können. In der service-orientierten Wirtschaft sind Bots zusätzlich auch deshalb beliebt, weil sie mit einer Entlastung der Personalressourcen verbunden sind. Eine erste Strukturierung der Anliegen und erste Antworten auf Fragen geschehen bereits, bevor ein:e Mitarbeiter:in aktiv wird. Für den Bereich der Antidiskriminierungsarbeit und -beratung existiert ein entsprechendes Tool bislang noch nicht. Um mehr Betroffene zu erreichen und existierenden Beratungs- und Unterstützungsstellen zu entlasten ist die Entwicklung und Erprobung eines Bots ein wichtiger Schrift in Richtung eines wirksamen Diskriminierungsschutzes.
Was waren eure Ziele?
Projektziel war die Entwicklung eines Chatbot Prototypen, der Betroffenen von Diskriminierung (1) über grundlegende Informationen zu ihren Rechten informiert, (2) an geeignete Beratungsstellen verweist und (3) Diskriminierungen dokumentiert.
Ein Chatbot bietet das Potential einer niedrigschwelligen, unmittelbaren und situationsspezifischen Einschätzung und Orientierung bezüglich möglicher Handlungsoptionen und Unterstützungsangebote für Betroffene von Diskriminierung. Gleichzeitig ermöglicht er potentiell eine stärkere Ausleuchtung von Dunkelfeldern und kritischen Lebensbereichen. Als digitales Tool birgt der Chatbot weiterhin die Möglichkeit, projektkritische Zielgruppen (Jugendliche, junge Erwachsene) zu erreichen, die auf den traditionellen Informationswegen nur schwer zu erreichen sind. Die Einführung eines Chatbots für Betroffene von Diskriminierung ist in diesem Rahmen ein wichtiger Schritt, um die Arbeit der Beratungsstellen auf zeitgemäße Bedürfnisse und Möglichkeiten anzupassen.
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