Unter dem Motto: „Berlin gärtnert“ öffnete das Kiezlabor Anfang September in Kreuzberg den Container für alle Gärtner:innen oder die, die es noch werden wollen zum gemeinsamen Austausch. Im Gemeinschaftsgarten der Bauhütte Kreuzberg lag der Fokus auf der Gestaltung einer grüneren, nachhaltigeren Stadt sowie der urbanen Gärtnerei in einer Metropole wie Berlin. In diesem Rahmen fanden rege Diskussionen und Workshops statt, ganz im Zeichen der Pflanzenwelt. Ein besonderes Highlight war das thematisch passende Freiluftkino, das Kurzfilme und eine Dokumentation zum Thema „Queer Gardening“ zeigte.
Das sind unsere Eindrücke aus vier Tagen Programm!
Das Bürgeramt zwischen Tomaten und Kräutern
Wir freuen uns, dass wir am Standort Kreuzberg erneut mit dem Ausbildungsbürgeramt Friedrichshain-Kreuzberg zusammenarbeiten konnten. Das gab vielen Bürger:innen die Möglichkeit, ganz ohne Termin einen neuen Reisepass zu beantragen oder sich direkt umzumelden. Die Mitarbeitenden vor Ort erklärten die Abläufe hinter den Verwaltungstätigkeiten und gaben hilfreiche Tipps für die Termine außerhalb des Kiezlabor.
Unter einem Sonnenschirm, ausgestattet lediglich mit Laptop und Drucker, hatten nicht nur wir im Gemeinschaftsgarten einen grünen und modernen Arbeitsplatz, sondern auch die Mitarbeitenden des Bürgeramts.
Wie funktioniert eigentlich Gärtnerei in der Großstadt?
In Berlin ist ein eigener Garten ein teurer Luxus, der oft nur am Rande der Metropole möglich ist. Doch mithilfe von Gemeinschaftsgärten kann auch in dicht besiedelten Kiezen Raum für Pflanzen geschaffen und die Gemeinschaft gestärkt werden. Interessierte Besucher:innen konnten im Kiezlabor vieles über die richtige Pflege und Verwendung von Pflanzen lernen. Das zeigte sich besonders im Workshop zum Kompostieren, in dem deutlich wurde, dass dieser nachhaltige Prozess mit weniger Aufwand zu starten ist als angenommen.
Für alle ohne grünen Daumen gab es ebenfalls Programmpunkte, die sich damit auseinandersetzten, wie Pflanzen und Gemüse aus den Gemeinschaftsgärten vielseitig genutzt werden können – zum Beispiel als natürliche Farben oder natürlich in der Form von leckerem Sauerkraut.
“In diesem Workshop konnte ich beobachten, wie das Fermentieren von Lebensmitteln, wie Sauerkraut, einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten kann. Es reduziert nicht nur Lebensmittelverschwendung und schont Ressourcen, sondern fördert auch das Gemeinschaftsgefühl, indem es Menschen zusammenbringt und den Zugang zu gesunden, selbst hergestellten Lebensmitteln im urbanen Raum stärkt.”
Yannick Müller, Team Kiezlabor
Das K in Kiezlabor steht für Kino
Nach einem heißen Berliner-Sommertag verwandelte sich das Kiezlabor am Donnerstagabend zum ersten Mal in ein Freiluftkino. Im Vorprogramm liefen die “Paradiesgarten Shorts” von Susanne Isabel Yacoub, Porträts von Gemeinschaftsgärtner:innen aus Marzahn-Hellersdorf, die thematisch das Fokusthema des Standorts unterstrichen. Als Hauptfilm und Berlin-Premiere lief die Dokumentation „Queer Gardening“, der neueste Teil der Dokumentarfilmreihe „Eine andere Welt ist pflanzbar“. Gezeigt wurden Ausschnitte aus 18 Interviews, die Regisseurin Ella von der Haide mit LGBTQIA*-Gärtner:innen aus Nordamerika geführt hat. Diese Gespräche, die in einer Vielzahl von Gärten stattfanden – vom städtischen Gemüseanbau in Oakland bis zu einem Gemeinschaftsgarten in New York City – beleuchteten die besondere Beziehung der Protagonis:tinnen zu Pflanzen und Natur.
Gärtnern in Berlin? Auf jeden Fall machbar
Nach vier Tagen Programm steht fest: Die Strukturen einer Großstadt sind kein Hindernis für die erfolgreiche Gärtnerei! Der Austausch und die jeweiligen Workshopformate haben deutlich gemacht, dass Berlin als Metropole eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet, sich im Bereich Gärtnerei und Pflanzen zu engagieren, sich weiterzubilden und aktiv teilzuhaben. Denn gemeinsames Gärtnern fördert nicht nur die Gemeinschaft im Kiez, sondern trägt auch zu einem gesünderen Stadtklima bei. Dabei spielt es keine Rolle, ob der eigene Daumen besonders grün ist oder nicht – das Kiezlabor zeigt, dass schon mit kleinen Workshops und Aktionen großer Impact erzielt werden kann.
“Urbane Gemeinschaftsgärten sind Orte des Willkommens. Sie können in unserem Fall Frauen mit Fluchterfahrungen oder traumatischen Erfahrungen Gemeinschaft und Schutz bieten. Im Heilkräutergarten „Hevrîn Xelef” geht es um Selbstorganisation, über das Gärtnern auch zwischen Kulturen ins Gespräch zu kommen und altes Wissen zu teilen.”
Anuscheh Amir-Khalili, Aktivistin und Anthropologin
Das Kiezlabor hat in diesem Jahr noch einen letzten Standort in Pankow. Unter dem Motto: “Jung in der Großstadt – Räume öffnen, Räume geben” stehen zwischen dem 10. September und dem 4. Oktober jungen Berliner:innen im Vordergrund, für die Platz geschaffen wird, um die städtische Lebensqualität aktiv mitzugestalten.