Wusstest Du, dass das Land Berlin einkommensschwachen Menschen zahlreiche Aktivitäten in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung und Freizeit ermäßigt oder sogar kostenlos anbietet? Wir waren selbst überrascht, als wir auf den offenen Datensatz dazu gestoßen sind. Dabei haben wir festgestellt: Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie nicht nur vergünstigt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B kommen können, wenn sie z.B. Bürgergeld, Wohngeld oder eine andere Sozialleistung beziehen (bist Du berechtigt? Finde es heraus!), sondern dass es auch viele weitere Vorteile gibt. So kann man beispielsweise günstiger ins Schwimmbad oder ins Kino gehen, einen Weiterbildungskurs in der VHS belegen und erhält kostenlos einen Bibliotheksausweis oder freien Eintritt in Museen. Insgesamt gibt es mehr als 400 Angebote in der Stadt – ein großartiges Förderprojekt, das mehr Teilhabe in Berlin ermöglicht!
Unsere Motivation für das Projekt: Mehr Sichtbarkeit ermöglichen
Zwar waren die Angebote bereits auf berlin.de verfügbar, jedoch nur schwer auffindbar auf einer Unterseite der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (kurz: SenASGIVA). Hinzu kam eine wenig nutzerfreundliche Suchmaske. Für uns war sofort klar: Hier gibt es Potenzial! Deshalb haben wir uns der Frage gewidmet: Wie können wir ermäßigte Angebote für Hilfebedürftige zugänglicher machen?
Unser Ansatz war, das Thema neu zu denken. Also haben wir die Angebote um raumbezogene Informationen (Georeferenzierung) ergänzt und sie gezielt für verschiedene Zielgruppen kategorisiert. Schließlich haben Menschen je nach Lebenssituation unterschiedliche Bedürfnisse – sei es bei der Jobsuche, bei eingeschränkter Mobilität im Alter oder wenn man als alleinerziehende Person mit dem Kind unterwegs ist. Über 700.000 Berliner:innen, die Sozialhilfe erhalten, gehören zur Zielgruppe dieser Angebote. Wir wollten einen Mehrwert für diese marginalisierte Gruppe schaffen, der oft nur wenig Beachtung geschenkt wird, in dem wir die Sichtbarkeit dieser tollen Angebote steigern und dadurch die Nutzung erhöhen.
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Herausforderungen auf dem Weg zur App auf berlin.de
Unser erster Clickdummy für diese Idee war ein voller Erfolg. Die SenASGIVA war begeistert von unserem Vorhaben und gab uns das Mandat, einen Prototypen in Form einer Web-Anwendung zu entwickeln. Allerdings mit einem zusätzlichen Wunsch: Der Prototyp sollte auf berlin.de integriert und so verstetigt werden.
Ein großes Hindernis bei dieser Mission war, dass es im Land Berlin derzeit keine Infrastruktur gibt, um innovative Lösungen wie beispielsweise Prototypen des CityLAB dauerhaft zu implementieren. Dieses Problem adressieren wir aktuell in Gesprächen mit wichtigen Akteur:innen für die IT-Infrastruktur des Landes Berlin. Bis dahin hosten und betreiben wir unsere Prototypen selbst, was für ein kleines Team mit begrenzten Kapazitäten und Mitteln eine große Herausforderung darstellt.
Auch die Umgebung von berlin.de war für uns neues Terrain. Plötzlich waren wir mit dem doch recht formellen berlin.de “Look & Feel” konfrontiert sowie einer Menge gestalterischer Vorgaben. Dadurch mussten wir auf dem Weg zum angepassten Prototypen auf einige Feature-Ideen verzichten (wie cool wäre z.B. ein “Überrasch mich!” Button gewesen, der immer wieder unterschiedliche Angebote hervorhebt?!), aber im Zentrum stand für uns der Fokus, am Ende eine nutzerorientierte Anwendung anbieten zu können. Nutzer:innentests im CityLAB und im Amt für Soziales in Friedrichshain-Kreuzberg lieferten wertvolles Feedback, welche Funktionen und Nutzerführung für die Anwendung benötigt werden. Trotz einiger Einschränkungen war die Aussicht, ein Kollaborationsprojekt mit vielen wichtigen Partner:innen der Verwaltungsdigitalisierung durchzuführen und natürlich der Aspekt, von der Reichweite einer Plattform wie berlin.de profitieren zu können, ein starker Anreiz. Also, ran ans Werk! Wir haben uns intensiv mit dem Styleguide von berlin.de vertraut gemacht und nach und nach immer besser verstanden, welche Komponenten und Elemente uns zur Verfügung stehen – und andersherum natürlich auch, welche Funktionen oder Stilmittel es (noch) nicht gibt.
Ende gut, alles online
Insgesamt war es eine stets respekt- und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Projektpartner:innen, die zu wertvollen Synergien führte. Besonders erfreulich: Einige unserer Vorschläge wurden sogar in den Styleguide von berlin.de übernommen. Ein weiteres Beispiel für eine Win-Win Situation war das Thema Datenmanagement. Der Jugendkulturservice verantwortet im Auftrag der SenASGIVA die Pflege und Aktualisierung der Daten zu den ermäßigten Angeboten. Vor dem Projekt hat das Team dafür eine CSV-Tabelle genutzt und Informationen händisch übertragen und regelmäßig online gestellt. Dank unseres Projekts wurde auch dieser Prozess ins digitale Zeitalter gehoben, in dem die Daten nun in einer neuen Datenbank liegen, durch Änderungs- und Neueinträge per Online-Formular automatisch aktualisiert werden können und gleichzeitig unsere Anwendung mit Daten füttert. Nun ist der Prototyp online und wir sind euphorisch! Ein riesengroßer Dank geht an alle unsere Projektpartnerinnen, die Fairgnügen überhaupt erst ermöglicht haben: die SenASGIVA, Berlin Online, der Jugendkulturservice und die Landesredaktion / Koordinierung berlin.de in der Senatskanzlei.
Probiert den Prototypen am besten direkt selbst aus: