Mit einem Gemeinschaftsstand präsentierten sich die Berliner Senatskanzlei und das CityLAB Berlin vom 8. bis 10. Juni 2022 auf der re:publica. Vorgestellt wurde neben dem aktuellen Arbeitsstand der Strategie „Gemeinsam Digital: Berlin“ die fünf Pilotprojekte des Berliner Modellprojekts Smart City, von denen zwei bereits gestartet sind.
900 Sprecher:innen, 500 Sessions und rund 21.000 Besucherinnen zählte die diesjährige re:publica. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause fand das dreitägige Festival für die digitale Gesellschaft 2022 wieder live und vor Ort, aber in neuer Location statt: auf dem Gelände der Arena Berlin. Mit einem Gemeinschaftsstand dabei waren auch die Stabsstelle Smart City der Senatskanzlei Berlin und das CityLAB Berlin. In Präsentationen und Gesprächen stellten sich die fünf Pilotprojekte des Berliner Modellprojekts Smart City vor. Dabei ging es auch um Synergien, denn Smart City bringt Stadtentwicklung und Digitalisierung zusammen und fördert Kooperationen zwischen unterschiedlichen Sektoren und Akteur:innen. „Die Projekte sollen auch voneinander lernen, wie Berlin in ganz unterschiedlichen Themenfeldern nachhaltig, gemeinwohlorientiert, resilient und kooperativ werden kann“ so Dr. Angela Jain, die seitens der Senatskanzlei die Pilotprojekte betreut.
Zwei der Projekte, das Pilotprojekt „Smart Space Hardenbergplatz“ und das Projekt „Data & Smart City Governance“ sind bereits angelaufen, sodass erste Erfahrungswerte präsentiert und mit den Besucher:innen diskutiert werden konnten. Die drei weiteren Projekte „Smart Water“, „Daten in Alltag und Krise – Kiezbox 2.0“ und „Smarte Partizipation/Bürgerhaushalt“ sollen bis zum Herbst 2022 an den Start gehen.
Das Treffen auf der re:publica machte allen Akteur:innen noch einmal klar, dass es viele Querverbindungen zwischen den Projekten gibt. So könnte etwa die „Kiezbox 2.0“, die im Krisenfall ein unabhängiges Kommunikationsnetz sicherstellt, im Alltag auch Umweltdaten messen. Ebenso könnte sie als digitale Pinnwand für die Nachbarschaftskommunikation genutzt werden, stellten Rita Jordan von der Technologiestiftung Berlin als Vertreterin des Projekts „Kiezbox 2.0“ und Ines Schilling vom Bezirk Treptow-Köpenick fest, wo das Projekt „Smarte Partizipation/Bürgerhaushalt“ angebunden werden soll.
Mit den Pilotprojekten wird die Umsetzung der Strategie „Gemeinsam Digital: Berlin“ getestet, die das Land Berlin bis zum Spätherbst 2022 unter enger Einbindung der Stadtgesellschaft entwickelt. Gefördert wird der Prozess im Rahmen des Modellprogramms Smart Cities durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und die KfW Bank. Mit Beginn der neuen Legislatur wurde die Berliner Smart City-Strategie mit der Berliner Digitalstrategie zusammengeführt, die ebenfalls gerade entsteht. Der neue Titel der Strategie: „Gemeinsam Digital: Berlin“. Die Umsetzungsphase, zu der auch die Durchführung der Pilotprojekte gehört, läuft bis zum Ende des Jahres 2026.
Das gesamte Modellprojekt wird aus der Senatskanzlei heraus gesteuert und koordiniert. Ein Eckpfeiler aller Pilotprojekte ist die enge Anbindung an die Verwaltung, um die spätere Verstetigung zu gewährleisten, sowie die Beteiligung der Stadtgesellschaft. Durch die Beteiligungen von Akteur:innen aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft soll vor allem die Nutzersicht in die Projekte einbezogen werden.
Die 5 Pilotprojekte des Berliner Modellprojekts Smart City
„Smarte Space Hardenbergplatz“
Das Projekt will bis 2026 flexible Nutzbarkeit und effiziente Verwaltung des öffentlichen Raums erproben. Entwickelt werden soll ein gemeinwohlorientiertes, auf andere Plätze und Städte übertragbares Betreibermodell. Eine digitale Verhandlungsplattform soll modellhaft unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten von Straße und Bürgersteig zulassen, die Anschlussmobilität mit Sharing-Angeboten verbessern und die Aufenthaltsqualität beispielsweise mit Pop-up-Interventionen steigern. Smart Space Hardenbergplatz verfolgt einen transdisziplinären Ansatz, der Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenführt.
„Smart Water“
Regenwasserbewirtschaftung im Allgemeinen und grüne und blaue Infrastrukturen im Speziellen können Klimafolgen deutlich abmildern und zusätzliche Qualitäten in die Stadt bringen. Das Projekt soll eine agile Planung von Regenwasserbewirtschaftung und somit eine klimagerechte Stadtplanung ermöglichen sowie Bewohnerinnen und Bewohner für die Potenziale von Regenwasserbewirtschaftung durch Visualisierung sensibilisieren.
„Data & Smart City Governance“
Wie können Kommunen und Technologieunternehmen beim Thema Datennutzung fair zusammenarbeiten? Das Projekt entwickelt Data-Governance-Konzepte zum einen induktiv (bottom-up) am Use-Case eines datengetriebenen Luftqualitätsmanagement-Tools. Deduktiv werden außerdem (top-down) vorhandene Governance-Prinzipien im Bereich Smart City, Corporate und Data Governance ausgewertet.
„Smarte Partizipation/Bürgerhaushalt“
Im Rahmen von Partizipationsprozessen werden Interessen durch geringe Beteiligung tendenziell verzerrt. Aktivierende, digital gestützte Beteiligungsmethoden und neue Interaktionsformen sollen helfen, mehr Menschen und ein vielfältigeres Spektrum zu erreichen. Pilot-Bezirk ist Treptow-Köpenick.
„Daten in Alltag und Krise – Kiezbox 2.0“
Eine krisensichere lokale Kommunikationsinfrastruktur bietet Resilienz in einer zunehmend digitalisierten Stadt und stützt bedarfsgerecht den Katastrophenschutz. Im Krisenfall (z.B. Stromausfall) können die Kiezboxen 2.0 beispielsweise als solar- bzw. batteriebetriebene Hotspots ein Notfall-WLAN bilden, das die Bevölkerung lokal informiert. Pilot-Bezirk ist voraussichtlich Tempelhof-Schöneberg.
Weiterführende Links:
Berliner Modellprojekte Smart City
Öffentlicher Wissensspeicher zum Smart City Berlin-Strategieprozess
Pressemitteilung der Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf zum Projekt „Smart Space Hardenbergplatz“ auf der re:publica 2022