Ein Blick in Berlins Geldbeutel

Über die Entstehung einer Haushaltsdatenvisualisierung

Von Lisa Stubert / Max B. Eckert

Das Leben in Berlin verursacht viele laufende Kosten. Von Gehältern für Lehrer:innen, dem Ausbau von Kitas, über die Förderung von kulturellen Einrichtungen bis hin zu bezahlbarem Wohnraum bestimmt der Haushalt maßgeblich das gesellschaftliche Leben in der Stadt. Hinzu kommen langfristige Investitionen in technische und soziale Infrastruktur wie Schulen, öffentlicher Nahverkehr oder Parks und Erholungsflächen. Pro Jahr stehen der Berliner Politik und Verwaltung über 35 Milliarden Euro zur Umsetzung ihrer Ziele zur Verfügung. Doch wie viel Geld fließt konkret wohin?

In Berlin entscheidet das Abgeordnetenhaus mit seinem (Doppel-)Haushalt alle zwei Jahre darüber, wie viel Geld der Stadt für welche Aufgaben zur Verfügung steht. Diese Planung bildet die Handlungsgrundlage für alle Aufgaben der öffentlichen Verwaltung.Um dem Anspruch an Transparenz gerecht zu werden, veröffentlicht die Senatsverwaltung für Finanzen (SenFin) schon seit längerem aktuelle sowie vergangene Haushaltsdaten als maschinenlesbare Datensätze im Datenportal Berlin. Aufgrund ihrer Komplexität und Größe (der aktuelle Datensatz enthält über 46.000 Zeilen) sind die Daten allerdings nur begrenzt für die breite Öffentlichkeit verständlich. Wie können die Daten so aufbereitet werden, dass sie für alle Berliner:innen nachvollziehbar sind?

Ein kleiner Sprint führt die unterschiedlichen Perspektiven zusammen

Das CityLAB Berlin und die Open Data Informationsstelle (ODIS), beides Projekte der Technologiestiftung, haben die offenen Haushaltsdaten gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Finanzen visualisiert und interaktiv aufbereitet, um der Öffentlichkeit die Haushaltsdaten verständlich und niederschwellig präsentieren zu können. In einem einwöchigen Sprint haben sich die unterschiedlichen Parteien, von Designer:innen, zu Entwickler:innen und Mitarbeitende der Verwaltung zusammengesetzt, um an einer Visualisierung zu arbeiten. Was allen Beteiligten von Anfang an wichtig war: Ergebnisoffenheit, Agilität und Flexibilität in der Zusammenarbeit.

Ein Auftaktworkshop bot beiden Seiten die Möglichkeit, Zielgruppen und Anforderungen an ein potenzielles Endprodukt zu formulieren und zu priorisieren, sowie in Hinblick auf die begrenzte Zeit und Ressourcen auch die Erwartungen mit realistischen Einschätzungen abzugleichen. Lisa Stubert, die Leiterin der ODIS, erklärt: “In dem Workshop haben wir bereits kleine Papier-Prototypen erstellt, damit alle Beteiligten einbringen können, welche Features ihnen wichtig sind. Am Ende hatten wir nicht nur einen Haufen Papier, sondern auch einen Haufen wichtiger Einsichten und Ideen, mit denen wir weiterarbeiten konnten.

Die gemeinsame Zusammenarbeit im CityLAB

Eine weitere wichtige Voraussetzung im Rahmen des Software Sprints war die Bereitschaft, über die Woche hinweg in engem Kontakt zu bleiben. Der Austausch ermöglichte außerdem, die verschiedenen Perspektiven zu verbinden. Die SenFin konnte den Entwicklern des CityLAB wertvolle Einblicke zu den Haushaltsdaten zur Verfügung stellen, die diese in ihre Arbeit aufnahmen. Lucas Vogel, einer der Entwickler sagt dazu: “Die Textsuche ist ein gutes Beispiel für den Mehrwert einer solchen Zusammenarbeit. Wir Techies finden uns schnell zurecht im Datenchaos! Die Möglichkeit einer Stichwortsuche ist für die Stadtgesellschaft jedoch viel intuitiver und macht die Daten für viel mehr Menschen zugänglich.”  

 
Nach gut einer Woche konzentrierter Zusammenarbeit wurde das Ergebnis der SenFin vorgestellt: Eine Website, die es Nutzer:innen erlaubt, Einnahmen und Ausgaben der Senatsverwaltungen und Bezirke sowie Funktionen und Themenbereiche anhand von interaktiven Diagrammen sowie einer Textsuche zu erkunden und zu vergleichen. Konzipiert ist die Anwendung als ein niedrigschwelliges Angebot, das sich an die breite Öffentlichkeit richtet. Insbesondere die Suchfunktion ermöglicht es, schnell und gezielt nicht nur Themenbereiche, sondern ganz konkrete Haushaltstitel zu finden. Der Entwickler Dennis Ostendorf ist stolz auf das Ergebnis: “Die Treemap ermöglicht es nicht nur die Hierarchie, sondern auch die Proportionen der Daten zu zeigen. Von einer allgemeinen Übersicht kann so unkompliziert eine spezifische Suche gestartet werden, was für Bürger:innen besonders interessant ist.”

Das fertige Ergebnis

Wie geht’s weiter? Und wie kann ich mitmachen? 

Vorlage für die Darstellung der Daten ist das Projekt „Offener Haushalt“ der Open Knowledge Foundation. Dabei handelte es sich um eine Website, die Haushaltsdaten für Städte und Kommunen für Deutschland zentral und standardisiert einsehbar machte. Das Land Berlin hat in den letzten Jahren auf „Offener Haushalt“ zurückgegriffen, um seine Haushaltsdaten zu visualisieren und diese via Einbettung auf der eigenen Berlin.de Website zu präsentieren. Seit 2021 kann „Offener Haushalt“ jedoch nicht mehr aktiv gepflegt werden. Grund dafür ist, dass in der aktuellen Förderlandschaft ein dauerhafter Betrieb gemeinwohlorientierter Plattformen schwierig ist und Strategien für die Übernahme seitens der Verwaltung bedauerlicherweise fehlen. Punkte, an denen das CityLAB und die SenFIN gemeinsam weiterarbeiten, umfassen daher eine Lösungsfindung zur Verstetigung der aktuellen Projektwebsite, eine Aktualisierung im nächsten Doppelhaushalt, sowie parallel ein Wissenstransfer zwischen Senatsverwaltung und Gesellschaft.

Als Open-Source-Anwendung sind nicht nur die hinterlegten Daten offen verfügbar, sondern es steht auch der Quellcode der Website  der digitalen Community frei zur Verfügung. Entwickler:innen in Berlin aber auch aus Städten und Gemeinden außerhalb sind eingeladen, an der Weiterentwicklung der Seite mitzuwirken oder Komponenten davon für eigene Arbeiten mit Haushaltsdaten zu verwenden.