Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen der Kampagne „Freiwilligenhaupstadt Berlin“ den vielen Facetten von Open Source Software. Denn Open Source ist längst kein reines Nerdthema mehr, sondern auch eine Haltungs- und Kulturfrage. Open Source zu coden und einzusetzen heißt zunächst, den eigenen Code öffentlich zugänglich zu machen. Jede und Jeder kann diesen einsehen, kopieren, weiterentwickeln und Anmerkungen hinterlassen. Doch der Grundgedanke von Open Source reicht noch weiter: Open Source wirft Fragen nach dem Umgang mit Ressourcen auf, nach der Bedeutung von geistigem Eigentum hat, nach der Zusammenarbeit von Gemeinschaften funktionieren und nach digitaler Souveränität. „Open Source ist nicht nur eine Software sondern eine Kultur, nämlich die einer offenen Wissensgesellschaft in der wir Wissen miteinander teilen!” fasst es Boris Hekele, Gründer von FixMyBerlin und Gast der ersten Veranstaltung, zusammen.
Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source – Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.
Open Source in der öffentlichen Verwaltung
„Es werden sich zu wenig Gedanken um die Bodenplatte und zu viele um die Inneneinrichtung gemacht“
Thomas Krause, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
In der ersten Veranstaltung zum Aktionsfeld Open Source diskutierte Dr. Benjamin Seibel zusammen mit Thomas Krause (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe), Boris Hekele (FixMyBerlin) und Zehra Öztürk (Senatskanzlei Hamburg) über Vorteile von Open Source-Software für die öffentliche Verwaltung. Denn obwohl die Vorteile von Open Source für die Verwaltung auf der Hand liegen, wird Open Source-Software bisher wenig eingesetzt. Die öffentliche IT-Landschaft ist zu heterogen, einzelne Anwendungen nicht kompatibel und es mangelt an fachlicher Kompetenz.
Will man die Entwicklung von Open Source in diesem Bereich vorantreiben, muss man vor allem die dahinter liegenden strukturellen Probleme anschauen meint Thomas Krause. In der Verwaltung mangele es an grundlegenden IT-Kompetenzen und Strukturen, die an erster Stelle geschaffen werden müssen. Es würde sich “zu wenig Gedanken um die Bodenplatte und schon zu viele Gedanken um die Inneneinrichtung gemacht”. Denn Open Source bedeutet nicht, einmalig Software anzuschaffen oder “ganz schnell Windows durch Linux auf 100.000 Rechnern der Verwaltung zu ersetzen” wie Dr. Benjamin Seibel oft als Vorurteil hört – sondern um eine ganzheitliche Betrachtung und Weiterentwicklung des öffentlichen IT-Systems.
Für Zehra Öztürk ist außerdem ein Shift von Lösungs- zu Problemorientierter Denkweise entscheidend. Erst wenn in der Verwaltung differenziert versteht, wo die Probleme liegen und wie sich diese gestalten, könne man ganzheitliche IT-Lösungen und Systeme aufbauen die Open Source-Strukturen beinhalten und keine “One Hit Wonder” bleiben. Beflügelt durch AI, neue Technologien und Engagement würde sich in diesem Bereich jedoch gerade einiges tun und Projekte mit Strahlkraft entstehen.
Auch ein Umdenken von Produktorientiert zu Dienstleistungsorientiert sei in der Verwaltung nötig, so Zehra Öztürk. So könne auch die unternehmerische Seite besser mitgedacht und Synergien zwischen Verwaltung und Wirtschaft geschaffen werden. Denn die Schnittstellen zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft sind komplex, das Vergaberecht kompliziert und der Anpassungsaufwand an vorhandene IT-Systeme enorm. Fertige Produkte können an dieser Stelle oft gar nicht entwickelt und implementiert werden sondern es müssen passgenaue Dienstleistungen entwickelt werden, bei denen der unternehmerische Wert nicht nur in der Idee sondern im Prozess, der Dienstleistung und der Implementierung liegt.
Boris Hekele, Unternehmer und Gründer von FixMyBerlin arbeitet schon länger an dieser Schnittstelle zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft und kennt die Thematik. Für ihn als Unternehmer ist es wichtig, das unternehmerische Risiko, das Open Source durch die vollkommene Transparenz mit sich bringt, gering zu halten und dafür an andere Stelle Vorteile und Honorierung zu erlangen. Sein unternehmerischer Ansatz für FixMyBerlin ist es, in die offenen Kieze zu gehen, das dort vorhandene lokale Wissen der Gestaltung der Städte zukommen zu lassen, gemeinwohlorientiert und trotzdem unternehmerisch zu denken. Dabei sieht er Open Source nicht nur als eine Software, sondern vielmehr als eine Kultur und eine Haltung, wie wir mit Wissen in unserer Wissensgesellschaft umgehen wollen. Open Source sei nicht etwas rein technisches, sondern etwas, was man erleben kann.
Fazit: Damit sich die Vorteile und Potentiale von Open Source in der öffentlichen Verwaltung entfalten können, benötigt es Investitionen in öffentliche IT-Kompetenzen und Strukturen, Mut und Engagement bekannte Pfade zu verlassen, Kulturbrüche zu wagen, und Projekte mit Strahlkraft und Signalwirkung.
Was Open Source sonst noch mit der Verwaltung, Kanalisationen und Dixi Klos zu tun hat, könnt ihr in der dazugehörigen Podcast Folge nachhören.
Hier geht es zur ersten Podcast Folge.
Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen des Jahres "Berlin Freiwilligenhaupstadt" und gefördert durch die Schwarzkopf Stiftung den vielen Facetten die Open Source mit sich bringt. Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source - Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.