Paris und Berlin verbindet neben einer engen Städtepartnerschaft nun auch ganz offiziell der Einsatz für den Erhalt der Infrastruktur, die unsere Städte lebenswert macht: Unsere Stadtbäume! Angefangen hat die gemeinsame Reise im Mai 2022, als uns die Stadtratsmitglieder des 17. Pariser Arrondissements Paris Paul Hatte und Alix Bougeret einen Besuch im CityLAB abstatteten. Nach einer Tour durch unsere Ausstellung blieb ein Projekt besonders in Erinnerung: Gieß den Kiez!
Inspiriert von dem Community-Ansatz für das koordinierte Bewässern von Berliner Stadtbäumen wurde die Idee von einer ähnlichen Anwendung für Pariser:innen geboren – sehr zu unserer Freude! Das Ergebnis “Arbogeste” kann nun bewundert und vor allem im 17. Pariser Arrondissements von allen, die sich in Paris um Stadtbäume kümmern möchten, genutzt werden. Wie die App funktioniert und wie es damit weitergehen könnte, erzählt uns Paul Hatte hier im Interview.


Warum wurde „Arbogeste” entwickelt und wie kam die Idee zustande?
Als gewählte Vertreter:innen in Paris ist es für uns wichtig, den Pariser:innen das Erbe um sie herum näher zu bringen: Bäume sind ein Teil dieses Erbes. In einer Zeit, in der wir versuchen, die Einwohner:innen wieder mit der Umwelt in Verbindung zu bringen und das Bewusstsein der jüngeren Generation zu schärfen, schien es uns wichtig, einen Weg zu finden, dies auf unterhaltsame Weise zu tun. Als wir das Berliner Projekt Gieß den Kiez entdeckten, wurde uns klar, dass die Beteiligung der Bürger:innen an der Bewässerung von Bäumen funktionieren kann und dass sich dabei auch Gemeinschaften um Bäume herum bilden lassen. Ein Schritt in die richtige Richtung bei unserem Ziel, die Bewohner:innen auf spielerische und ansprechende Weise mit ihrer Umgebung zu verbinden.
Wie genau funktioniert die App, welche Daten wurden verwendet, und wer ist die Hauptzielgruppe?
Unsere App „Arbogeste“ ist im Apple Store und bei Google Play erhältlich. Mit einem Profil können die Nutzenden die Bäume im 17.Arrondissements auf einer Karte sehen, wofür wir offene Daten der Stadt Paris genutzt haben. Neben der Baumart sieht man außerdem den individuellen Wasserbedarf, welcher mit Daten des französischen Wetterdienstes verknüpft ist. Wir haben hauptsächlich zwei Zielgruppen: einmal junge Leute und ihre Eltern, die nach einer Familienaktivität suchen, die sie mit der Natur in der Stadt verbindet und über Umweltmaßnahmen aufklärt. Und außerdem Menschen mit einem sogenannten grünen Daumen, die mit der App Spaß haben und gleichzeitig etwas Gutes für die Bäume tun wollen.
Gibt es in Paris ähnliche Organisationen wie das CityLAB Berlin oder werden aus Ihrer Sicht ähnliche Orte benötigt?
In Paris gibt es nichts Vergleichbares zum CityLAB, und das wird sehr vermisst: Wir glauben, dass es einen von der Stadt finanzierten Raum geben muss, in dem Unternehmende, Forscher:innen und Enthusiasten Ideen zum Leben erwecken und Proofs of Concept – also Machbarkeitsstudien – erstellen können. Dies wäre sowohl eine Inspiration für die Stadt als auch, wie Sie bei uns im 17. Arrondissement von Paris sehen können, für andere Städte auf der ganzen Welt. Wichtige Forschung sollte stets finanziert werden und dank der Bündelung des guten Willens die Möglichkeit haben, in die Tiefe zu gehen. Ein Stadtlabor bringt die Stadt immer voran!

Könnten Sie sich vorstellen, Arbogeste in ganz Paris einzuführen und könnten andere Städte oder Gemeinden Ihr Projekt adaptieren?
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir wie das CityLAB einen grundlegenden Wandel im Umgang der Stadtbewohner:innen mit Bäumen bewirken könnten. Wir hoffen, dass möglichst viele Bezirke und weitere Städte auf der ganzen Welt von dieser Bewegung inspiriert werden. Doch zunächst wollen wir sehen, wie Arbogeste von den Bewohner:innen wahrgenommen wird, wie sie sich das Projekt zu eigen machen und ob es noch einmal angepasst und mit neuen Funktionen versehen werden muss. Sicher ist, dass es uns viel Freude bereitet hat, diese App zu entwickeln und betrachten sie als Startpunkt!