In dieser Kolumne gewähren wir einmal im Monat Einblicke in den Arbeitsalltag des Teams „Smart City und Verwaltungsinnovation“. Das Team aus Projektmanager:innen, Service Designer:innen, UX/UI Designer:innen und Smart City Designer:innen bringt vielfältige Perspektiven in die Zusammenarbeit mit der Verwaltung, um gemeinsam Berlin voranzubringen. Mit einer Balance aus langfristigen Strategien und agilen Lösungen teilen sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem CityLAB.

Netzwerken: Von Smalltalk, Stuhlkreisen und Silos
Oft höre ich von Menschen, dass sie keinen Smalltalk mögen. Zu oberflächlich, zu nichtssagend, zu unnötig. Dabei gehört Netzwerken für viele längst zum Arbeitsalltag und ist mehr als bloß Pflichtprogramm. Ich finde: Smalltalk ist besser als sein Ruf! Erzähl mir von deinem letzten Urlaub oder deinem süßen Hund (Bilder will ich auch sehen!). Denn aus dem kleinen Gespräch entsteht oft etwas Großes.
Kennst du eigentlich schon …?
Als ich noch grün hinter den Ohren war, ging es für mich für ein Praktikum ins Land des Smalltalks – die USA. Dort wurde mir erst richtig bewusst, wie anders man mit Smalltalk und Netzwerken umgehen kann. Einige Menschen, die sich dort auf Events tummelten, waren vorwiegend in der Vernetzungsrolle unterwegs. Der Fokus war wenig darauf ausgerichtet, sich selbst zu promoten – ein gängiges Klischee über Smalltalk und Netzwerken –, sondern darauf, andere zusammenzubringen. Ein kurzer Schnack hier, ein “You should talk to them!” dort – und plötzlich war man mittendrin in einer neuen Idee, einem Projekt, einem Kontakt, der weiterhilft. Hierzulande – besonders im Verwaltungsumfeld – wird Netzwerken oft noch mit Distanz betrachtet. Dabei braucht gerade die öffentliche Verwaltung Austausch, Offenheit und neue Perspektiven. Wer immer nur innerhalb der eigenen Zuständigkeit denkt, übersieht leicht die Chancen, die im informellen Austausch liegen. In einer Zeit, in der ressortübergreifendes Arbeiten gefordert ist, kann ein lockerer Gesprächsbeginn der Anfang echter Zusammenarbeit sein.
Wir müssen mal reden
Um solche Connections zu ermöglichen, braucht man Räume, in denen Menschen einander begegnen können. Manche suchen Verbündete für ein Thema, andere Konspirator:innen für neue Projekte oder – ganz nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“ – einfach Menschen, die ihre eigenen Herausforderungen nachvollziehen können. Erstens merkt man: Ich bin nicht allein. Zweitens hilft es, Probleme tiefergehend zu verstehen. Denn wie wir wissen: Vor der Lösung steht die Problemanalyse. Besonders sogenannte „external processors“, also Menschen, die vor allem im Ping-Pong mit anderen auf neue Ideen kommen, finden sich hier in ihrem natürlichen Habitat wieder. Was in solchen Runden entsteht, kann der Anfang sein von Austausch, der wirklich weiterhilft. Aus einem „Mir geht’s auch so“ wird ein „Lass doch mal gucken, was wir machen können“.
Über den Tellerrand blicken
Wenn ich sage, Netzwerktreffen im Verwaltungskontext fühlen sich manchmal an wie ein Stuhlkreis in einer Selbsthilfegruppe, dann meine ich das tatsächlich im besten Sinne. Denn Netzwerkarbeit kann viel mehr sein, als nur neue Kontakte zu knüpfen und Visitenkarten tauschen. In der kürzlich erschienenen Studie „Erfolgsfaktor Community of Practice in der öffentlichen Hand“ des NExT e. V. bewerteten Verwaltungsmitarbeitende die Wichtigkeit einzelner Aspekte des Netzwerkens. In die Top 3 schafften es:
- Meinen Horizont erweitern und Inspiration für andere Herangehensweisen bekommen
- Informationen bekommen, die meine Abteilung / mein Team weiterbringen können
- Wissen und Erfahrungen mit Kolleg:innen aus anderen Organisationen austauschen
Ganz schön heiß heute
Wissenstransfer und das Aufbrechen von Silos gehören zu den zentralen Anliegen von Netzwerkarbeit in der Verwaltung – und sind auch erklärtes Ziel der zahlreichen Austauschformate im CityLAB. Ob Aufschlauen im großen Stil bei der Sommerkonferenz oder in gemütlicher Runde bei „Verwaltung gestalten“: Wir möchten Menschen zusammenbringen, um Raum zu schaffen für geteiltes Wissen und neue Ideen.
Um das Eis zu brechen, gibt es natürlich viele schöne Methoden, die wir auch gern benutzen, wie die eher spielerischen “Entweder-Oder-Fragen“ oder klassische fachlichen Fragestellungen. Aber oft ist die Tür zu diesem Raum, in dem man dann fleißig die fachlichen Themen bespricht, einfach ein Gespräch darüber, wie anstrengend die Anreise mit der U-Bahn war, weil sie durch die Sommerhitze zur Sauna wird. Oder wo man gerade im Urlaub war, um der Sauna-U-Bahn zu entkommen. Oder wo es das leckerste Eis gibt – wenn ihr einen Tipp habt, lasst es mich wissen. Am besten beim nächsten Netzwerktreffen. Denn genau dafür wollen wir Raum schaffen, für die kleinen Gespräche, aus denen großes wachsen kann.