In den vergangenen Jahren haben mehrere Städte mobile Labore auf die Straßen gebracht mit ganz unterschiedlichen Ausrichtungen und Projekten, aber oft mit demselben Ziel: Die breite Stadtgesellschaft anzusprechen und neue Wege der Beteiligung zu testen.
Auch wir haben uns mit unserem Kiezlabor in diesem Jahr auf Kieztour durch Berlin begeben und dabei viele verschiedene Formate – von Workshops zu Netzwerktreffen bis hin zum nachbarschaftlichen Austausch – ausprobiert. Dabei haben wir viel über die jeweiligen Kieze und lokalen Akteure gelernt sowie darüber, welche Rolle mobile Stadtlabore als Schnittstelle im öffentlichen Raum einnehmen können.
Mit diesen Erkenntnissen sind wir nicht allein – ganz im Gegenteil: Die Vielfalt an mobilen Stadtlaboren in Deutschland und weltweit ist groß. Um mehr über die Erfahrungen aus anderen Städten zu lernen, haben wir zu einem ersten gemeinsamen deutschlandweiten Netzwerktreffen eingeladen.
Neben den individuellen Zielen hat uns beispielsweise interessiert, wie groß die Teams hinter den jeweiligen Stadtlaboren sind, was die Aktivitäten umfasst und wie diese bei Bürger:innen angekommen sind. Drei Stadtlabore, die wir dabei näher kennenlernen durften, stellen wir hier vor.
Mit dem MeinungsMobil in Köln unterwegs
Wer in Köln zuhause ist, dem ist das MeinungsMobil mit etwas Glück bereits begegnet. Mit verantwortet hat das Stadtlabor auf zwei Rädern Anastasia Bondar aus dem Innovationsbüro der Stadt Köln, Projektleiterin des MeinungsMobils und dem dazugehörigen Pop Up Labor. Beim Netzwerktreffen hat sie berichtet, wie das MeinungsMobil von unterschiedlichen Ämtern genutzt wird, um mit Bürger:innen zu Vorhaben und Ideen ins Gespräch zu kommen. Entstanden ist das Mobil in einer Kooperation mit der technischen Hochschule Köln. Genutzt wird es jetzt von verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung, zum Beispiel in den sog. Veränderungswerkstätten. Ein greifbares Beispiel ist die Beteiligung im Rahmen des “Masterplan Stadtsauberkeit”, bei dem städtische Entsorgungsbetriebe Vorschläge und Wünsche zur Verbesserung der Stadtsauberkeit online wie auch vor Ort aufnehmen.
Das vielleicht kleinste Rathaus der Welt steht in Kiel
Aus dem Team des Tiny Rathaus in Kiel berichtete Lisa Radtke, wie der Fahrplan und das Programm entstehen. In Sprechstunden und Workshops gibt es Informationen über Projekte in den Stadtteile und der Region. 2023 war für das Tiny Haus ein aktives Jahr: An 12 Standorten wurden für je etwa eine Woche Sprechstunden, Beratungen und konkrete Beteiligungsformate durchgeführt. Egal ob Bühne, Werkstatt oder Lounge, das Tiny Rathaus demonstriert, wie das kleinste Rathaus ganz groß rauskommt!
Das Karlsruher MobiLab macht mobil für die Wissenschaft!
Das Mobile Partizipationslabor MobiLab des Karlsruher Instituts für Technologie ist eine Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Dabei greift es Themen auf, die die Forschung aktuell bewegen, und macht sie in interaktiven Formaten greifbar. Richard Beecroft gab Team-Einblicke, wie Forschung, Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft durch kreative Formate in Austausch kommen. So werden etwa Themen rund um Nachhaltigkeit, Energie oder Stadtgestaltung beleuchtet. Ein aktuelles Beispiel ist die EUCOR-Roadshow für Wissenschaftskommunikation im öffentlichen Raum. Das Karlsruher MobiLab ist in Karlsruhe und fünf weiteren Städten im Oberrheingebiet, so wie im französischen und im schweizer Grenzgebiet aktiv. Wir sind gespannt, wo die Reise im nächsten Jahr hingeht!
Anne Kruse, Team Kiezlabor vom CityLAB Berlin
“Der erste Austausch hat deutlich gemacht, welche Formate sich von lokaler Partnerschaft bis zur Kunstinstallation bewährt haben; aber auch, dass etwa Beschaffung oder Standortgenehmigungen unnötig hohe bürokratische Hürden für die motivierten Teams darstellen. Diese wertvollen inhaltlichen Ideen fließen auch in die Weiterentwicklung unseres Kiezlabors. Besonders freut mich, dass es bereits eine Menge guter Ideen gibt, was wir im Netzwerk auch in Zusammenarbeit umsetzen könnten.”
Auch wenn die Strukturen und Aktivitäten der mobilen Labore ein breites Spektrum abdecken, entsteht im gemeinsamen Austausch viel Inspiration. Egal ob das Mitschreiben örtlicher Geschichte, Antragsparties für Solarpanele oder Beteiligung an Planungsvorhaben – in den mobilen Stadtlaboren können komplexe Themen und Sachverhalte greifbar diskutiert werden. Durch aufsuchende Beteiligung und eine bunte Mischung aus Angeboten der städtischen Verwaltungen, Museen, Hochschulen oder Startups entstehen bunte Programme, die zum Mitmachen anregen. Wir freuen uns, auch weiterhin Einblicke in die gesammelten Erkenntnisse über neue Wege der Beteiligung und Herausforderungen sowie Lösungen zu geben. Gute Ideen haben in unseren Städten noch bessere Bühnen verdient. Wer weiß: Vielleicht lässt sich auch die eine oder andere Kommune für die Idee eines mobilen Stadtlabors begeistern.