6 Fragen an die Entwickler:innen des Berliner Weihnachtsmarkt-Finders

Wie das ODIS-Team mit offenen Daten Freude in die Vorweihnachtszeit bringt

Von Pia Gralki

Das Team der Open Data Informationsstelle (ODIS) zeigt den Einwohner:innen und der Verwaltung Berlins, was offene Daten alles können und vor allem, was man mit ihnen so anstellen kann. Ihre Vision: Ein Berlin, in dem Bürger:innen und Besucher:innen der Stadt uneingeschränkten Zugang auf städtische Daten haben und von der Nutzung dieser Daten profitieren. Dafür arbeitet die ODIS mit der Berliner Verwaltung zusammen und berät zum Umgang mit Open Data und deren Potenzial für die Stadt. Dabei sind bereits Daten-Highlights wie etwa das offene Haushaltsdaten-Tool oder die Erfrischungskarte für Berlin entstanden. 

Nun ist der ODIS in der Vorweihnachtszeit ein neuer Coup gelungen – der Berliner Weihnachtsmarkt-Finder! Auf der Karte werden über 60 Weihnachtsmärkte in Berlin angezeigt, sowie Öffnungszeiten, Eintrittspreise, besondere Aktionen und Anreisemöglichkeiten. Wie es zur Entwicklung kam, woher die Daten kommen und ob man sich in offene Daten verlieben kann, davon berichten Lisa Stubert, Klemens Maget, Hans Hack und Anna Meide aus dem ODIS-Team im Interview.

Mit dem Berliner Weihnachtsmarkt-Finder können Weihnachtsmärkte nach verschiedenen Informationen gefiltert werden.

Wie kamt ihr auf die Idee, den Berliner Weihnachtsmarkt-Finder zu entwickeln?

Lisa: Die Anwendung ist aus einem Hobby-Projekt entstanden, weil ich mir schon länger eine gute interaktive Übersicht von Weihnachtsmärkten gewünscht habe. Verschiedene Webseiten bieten zwar gute Informationen und auch thematische Listen von Märkten, meistens muss man sich aber durch viele Seiten durchklicken.  Besonders wenn man nach einem bestimmten Datum oder Uhrzeit sucht, ist das nicht so richtig anwenderfreundlich. Dadurch habe ich auch schon schöne Märkte in meinem Kiez verpasst, weil mir einfach der Überblick fehlte.

Deshalb lande ich dann oft jedes Jahr auf denselben ein bis zwei Weihnachtsmärkten. Der Weihnachtsmarkt-Finder sollte also auch ein Anstoß sein, um neue und weniger populäre Märkte zu entdecken.

Klemens: Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWEB) stellt jedes Jahr einen offenen Datensatz zu Berliner Weihnachtsmärkten bereit. Wir wollten dieses Jahr die Gelegenheit nutzen, zu zeigen, dass auch mit einem vielleicht auf den ersten Blick weniger interessanten Datensatz eine tolle Anwendung entstehen kann, die den Menschen Freude macht.

Anna: Die Anwendung wurde von uns von Anfang an “mobile first” gedacht, also so, dass sie gut auf einem Smartphone funktioniert. Unser Ziel war es, eine Anwendung zur Verfügung zu stellen, mit der man mit wenigen Klicks schnell, bequem und unkompliziert einen offenen Weihnachtsmarkt in der Nähe finden kann.   

Wo kamen die offenen Daten her und wie habt ihr mit diesen weitergearbeitet?

Klemens: Die Daten werden jährlich zur Weihnachtsmarktsaison von der SenWEB veröffentlicht. Dort recherchiert eine Mitarbeiterin ab September die Daten zu den Weihnachtsmärkten. Die Datenrecherche und Sammlung sind sehr aufwändig, wie uns vermittelt wurde. Wir wollen deshalb in einem nächsten Schritt evaluieren, wie man den Prozess der Datenerhebung und die Datenqualität für die nächsten Jahre verbessern könnte. 

Hans: Im Anschluss sind die Daten auf der Website für offene Datensätze in Berlin verfügbar. Um sie auf einer Karte darzustellen und filterbar zu machen, haben wir erstmal einiges an Zeit investiert. Wir haben die genauen Orte recherchiert und uns die Beschreibungen durchgelesen, um Rückschlüsse auf die Besonderheiten der Weihnachtsmärkte zu ziehen und Öffnungszeiten herauszufinden. Wir haben uns auch eine bestimmte Logik ausgedacht, wie Abweichungen von den regulären Schließzeiten erfasst werden können.

Mit voller Leidenschaft dabei: Ein Teil des ODIS-Teams beim Testen des eigenen Weihnachtsmarkt-Finders.

Wie viel Zeit hat die Entwicklung des  Weihnachtsmarkt-Finders in Anspruch genommen?

Lisa: Sobald die Daten für 2022 Anfang November verfügbar waren, haben wir das ODIS-Team zusammengetrommelt und in einem zweiwöchigen Sprint die Anwendung konzipiert, gestaltet und programmiert. Wir hatten natürlich noch weitere Ideen, wie man die Karte weiterentwickeln könnte, gleichzeitig wollten wir damit auch schnell rausgehen und gucken, wie es so ankommt. Außerdem folgt das auch dem Open Source-Gedanken dahinter: Der Code zum Finder ist öffentlich, das heißt, jede:r kann daran weiterarbeiten und Ideen einbringen.

Wie seid ihr bei der Entwicklung vorgegangen? 

Klemens: Wir haben mit einer internen Ideation (Prozess zur Ideenfindung, -entwicklung und -kommunikation, Anm. d. R.) begonnen, um Ideen zu sammeln, was wir mit den Daten machen können. Schnell wurde klar, dass wir Filterfunktionen brauchen, um sich bei den vielen Weihnachtsmärkten in Berlin zurechtzufinden. Also an welchen Tagen ist welcher Markt offen? Wo finde ich besondere Angebote, welche sind kostenlos? Wir wollten von Anfang auch weitere offene Daten mit in die Anwendung integrieren und haben überlegt, welche Daten im Rahmen eines Weinachtsmarktbesuches wertvoll sind. Zudem wollten wir unbedingt einen Schnee-Button einbauen – für die richtige Weihnachtsstimmung eben.

Anna: Das visuelle User Interface-Design (kurz: UI, nutzer:innenorientierte Gestaltung von Online-Anwendungen, Anm. d. R.) wurde in mehreren Iterationsschleifen gestaltet. Wir haben unterschiedliche Varianten von Farbkombinationen, Symbolen sowie UI-Elementen ausprobiert, bis wir als Team die für uns passende Form gefunden haben.

Hans: Der Entwicklungsprozess wurde zudem dadurch beschleunigt, dass wir auf die schon vorhandenen Open Source-Projekte des CityLABs zurückgreifen konnten. Dadurch konnten wir so manchen Code übernehmen und mussten weniger anpassen.

Was macht das Tool aus technischer Sicht für euch besonders? 

Lisa: Das gesamte Tool ist Open Source, das heißt jeder kann den Code kopieren und weiterentwickeln. Wir waren gespannt, ob andere Städte das Projekt aufgreifen werden – und tatsächlich ist das in Leipzig bereits passiert

Dort ist man jetzt dabei, die Weihnachtsmarktdaten maschinenlesbar bereitzustellen, denn im Gegensatz zu Berlin liegt der Datensatz dort noch nicht öffentlich vor. Diese Adaption muss natürlich nicht bei Weihnachtsmärkten bleiben, theoretisch kann man den Code nehmen, um mit etwas Anpassung auch ganz andere Datenthemen auf einer Karte zu präsentieren.

Offene Daten: Große Liebe oder mit Vorsicht zu genießen?

Klemens: Natürlich große Liebe, wenngleich die Qualität offener Daten auf dem Open Data-Portal durchwachsen ist. Wir haben uns aber nicht abschrecken lassen und konnten wieder zeigen, dass offene Daten ein großes Potenzial haben – vor allem für einen Wirtschafts – und Tourismusstandort wie Berlin. Und letztendlich profitieren Weihnachtsmärkte auch davon, wenn sie über solche Anwendungen besser und leichter gefunden werden.

Anna: Leider kommt es noch häufig vor, dass offene Daten zunächst manuell bereinigt werden müssen, damit sie für neue Anwendungen genutzt werden können. Die Struktur der Datensätze ist oft nicht so angelegt, dass sie maschinenlesbar sind.

Bei dem Berliner Weihnachtsmarkt- Finder kam oft die Rückmeldung, dass die Daten lückenhaft seien und Märkte fehlten. Darauf konnten wir produktiv reagieren, indem wir die Marktbetreiber:innen mit der entsprechenden Stelle in Kontakt bringen, welche die Daten sammelt.

Lisa: Wir haben aber bei der Verarbeitung der Daten mal wieder festgestellt, dass das Thema Datenqualität bei offenen Daten immer noch ein großer Knackpunkt ist. Natürlich lässt sich von diesem einen Daten nicht auf alle anderen pauschalisieren, wir wissen aber aus unserer täglichen Arbeit bei der ODIS, dass offene Daten zu Berlin oft nicht in idealen Strukturen und Formaten vorliegen. Wir nutzen die Arbeit an Anwendungen aber genau dafür, um mit den Datenbereitstellenden zu dieser Thematik ins Gespräch zu kommen.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen euch viel Spaß beim Entdecken der Berliner Weihnachtsmärkte!

Zum Berliner Weihnachtsmarkt-Finder


Der Berliner Weihnachtsmarkt-Finder ist ein Projekt der Open Data Informationsstelle (ODIS) in Zusammenarbeit mit dem CityLAB Berlin. Die ODIS wird von der Berliner Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport und der Investitionsbank Berlin aus den Mitteln des Landes Berlin gefördert und ist ein Projekt der Technologiestiftung Berlin.