Wie wirken Digital- und Innovationsprojekte der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin? 

Die Berlin- und themenübergreifende Innovations-Community GD:B

Von Markus Sperl

Am Dienstag, den 30.04.2024, war die GD:B-Community erneut zu Gast im CityLAB Berlin. In regelmäßigen Abständen kommen in diesem Rahmen die Teams der Umsetzung der Berliner Smart City-Strategie Gemeinsam Digital: Berlin zusammen, um sich auszutauschen, Maßnahmen-übergreifende Themen zu diskutieren und ihre Lernerfahrungen zu teilen.

“Maßnahme” wird im GD:B-Kontext ähnlich wie der Begriff Projekt benutzt. Teils sind diese Maßnahmen Teil der zugehörigen Förderung “Modellprojekte Smart Cities” (MPSC, des Bauministeriums), teils kommen sie aus dem weiteren Berliner Innovationsnetzwerk. Das Kernteam GD:B, also Senatskanzlei, zusammen mit Berlin Partner, CityLAB Berlin und Politics For Tomorrow e.V., entwickelt seit letztem Jahr Formate, die der Strategie und ihren Protagonist:innen zum voneinander und miteinander Lernen verhelfen sollen: Die Strategie als lebendes, lernendes Dokument und Innovationsökosystem.  

Bei diesem Treffen auf der Agenda: Das Thema Wirkungsmessung. Wie funktioniert das? Wie definieren wir Wirkung? Wie erzielen wir möglichst viel davon? Was trägt die Strategie dazu bereits im Text bei? Wie finden wir mit den richtigen Methoden einen guten Weg zwischen Strukturierung der eigenen Arbeit und gegebenenfalls Nachweispflichten gegenüber Fördermittelgebern? Und welche Erfahrungen haben die Maßnahmen in ihrer bisherigen Umsetzungsphase gemacht? Große Fragen, die die Welt der gemeinwohlorientierten und politischen Arbeit (und auch unsere Kolleg:innen im CityLAB) seit jeher beschäftigen, wurden im entspannten Rahmen bei Kaffee und Kuchen über den Nachmittag hinweg besprochen. 

Die Maßnahmen-Teams der Berliner Smart City-Strategie Gemeinsam Digital: Berlin kommen zusammen, um sich auszutauschen und ihre Lernerfahrungen zu teilen..

Echten Impact erzielen: Wirkungsmessung in der Digital- und Smart City-Strategie Gemeinsam Digital: Berlin 

Das Ziel ist Herauszufinden, was wirklich an Ansätzen und Ideen funktioniert, und was nicht, und ehrliches Eingestehen von falsifizierten Annahmen stehen im Kern des Vorgehensmodells, das bereits in der Strategie1 skizziert ist. Maßnahmen, die in Berlin im Smart City-Bereich umgesetzt werden sollen, sollen prototypisch vorgehen, also möglichst schnell verständliche und funktionierende Ergebnisse produzieren, die getestet, iterativ verbessert oder verworfen werden können. Bei diesem Vorgehen greift die Wirkungsmessung: Ohne eine solche, lässt sich nicht empirisch feststellen, was funktioniert, und was wiederum nicht.  

GD:B plant mit Wirkungsmessung in den Maßnahmen selbst, um deren Entwicklungsprozesse zu optimieren, definiert darüber hinaus aber auch auf Strategieebene Kriterien, die sicherstellen, dass neue Maßnahmen den Grund-”Wirkideen” der Strategie entsprechen. Diese Kriterien und Felder entstanden unter anderem im Rahmen des großen Beteiligungsprozesses zur Strategieentwicklung. Darüber hinaus gibt es die Formate im Bereich “Lernende Strategie”, also Möglichkeiten, wie Ansätze und beste Praktiken in der Umsetzung untereinander ausgetauscht werden können. Durch eine enge Maßnahmenbegleitung im Team, können darüber hinaus Wirkmechanismen verstärkt werden und Iterationen möglichst gewinnbringend gestaltet. 

Die Maßnahmen der Strategie sollen prototypisch arbeiten, um schnell verständliche und funktionierende Ergebnisse zu liefern. Die Wirkungsmessung ist dabei entscheidend: Ohne sie kann nicht empirisch festgestellt werden, was funktioniert und was nicht.

Kann Wirkung wirklich “gemessen” werden, und wenn ja, wie? 

Zurück zum sonnigen Nachmittag im CityLAB: Was aus den Gesprächen mit den Teilnehmenden schnell offensichtlich wird: Unterschiedliche Projekte brauchen jeweils individuelle Herangehensweisen und Ansätze ihre Wirkungen zu definieren und zu messen. Es gibt keine allgemeingültigen Indikatoren, die in jedem Kontext funktionieren. Es gilt, wie gehabt, sich am Bestehenden zu orientieren, einen Aufschlag auszuprobieren und im Zweifelsfall anzupassen. Ein Prozess, der sich unter anderem in dem CityLAB-Begleitformaten und -workshops abspielt, wo die Teams methodengeleitet über Projektfortschritte sprechen. 

Die Maßnahmen haben alle von Moment Eins an Annahmen über die Art und Weise, wie sie wirken. Diese Annahmen werden in formulierte Ziele überführt, und die Ziele wiederum in Schritte heruntergebrochen, deren Summe im besten Fall eine Erreichung des Ziels annähert. Was in der Theorie simpel und linear klingt, zeigt sich in der Realität als Projektkomponente, die wieder und wieder angepasst und überarbeitet werden muss – Ziele werden re-formuliert, Messmethoden entworfen, angepasst und verworfen, Termini ersetzt. Ob ein Maßnahmenteam sich stärker mit der Methode der Objectives und Key Results auseinandersetzt, also der passenden Zielformulierung und Definition von messbaren Resultaten, die auf das Ziel einzahlen (OKR-Methode), oder wiederum Kennzahlen entwickelt, mit denen Fortschritte nachvollziehbar gemacht werden (Key Performance-Indikatoren), hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Fakt ist, dass das Messen von Wirkung im Bereich Smart City und Digitalprojekten komplex ist: Mal sind Nutzer:innenzahlen aussagekräftig, mal wiederum nur deren qualitatives Feedback, mal eine öffentliche Veranstaltung mit breitem Publikum, zur Verbreitung von Ergebnissen und Diskurs. Die GD:B-Pilotmaßnahmen beschäftigen sich mit so unterschiedlichen Themenfeldern, von Daten-Governance bis Notfallkommunikation, von Aufenthaltsqualität bis blaugrüner Infrastruktur2: Wirkung heißt hier nicht überall dasselbe! 

Das nächste Treffen der Community wird im Kontext der CityLAB-Sommerkonferenz stattfinden.

Dimensionen von Wirkung: Genauer hinsehen lohnt sich! 

Als nützlich erweist sich das Denken in unterschiedlichen Wirk-Kategorien, ein Verabschieden von scharfen Messbegriffen hin zu Wirkungsorientierung und regelmäßiges, gemeinsames Diskutieren der Zielvisionen. Als Output wird gemeinhin ein fassbares Ergebnis (z.B. Tool / App) definiert, Outcomes wiederum sind tatsächliche Änderungen im Verhalten der Zielgruppe, und Impact wiederum eine Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene (diskursiv, regulatorisch). Erwartete Effekte in unterschiedliche Ordnungen einzuteilen (bis Projektende / über Projektende hinaus / gesellschaftliche Ebene), kann weitere Klarheit in die Wirkungslogik bringen.  

Das Pilotprojekt SMART SPACE Hardenbergplatz3 beispielsweise möchte den Hardenbergplatz zu einem lebendigen Stadtplatz mit erhöhter Nutzungs- und Aufenthaltsqualität machen. Öffentlicher Raum soll hierbei mit einer digitalen Plattform unterschiedlich buch- und nutzbar werden. Das Projekt arbeitet effektiv mit der oben eingeführten “IOOI-Methode”, die darlegt, wie das Projekt mit den gegebenen Ressourcen (Input) versucht Outputs und Outcomes zu generieren, die zu Impact führen. Inputs sind die investierten Mittel. Output ist zum Beispiel die digitale Plattform, die bei guter Bewerbung und nutzer:innenzentrierter Gestaltung zum Outcome, nämlich der regen Nutzung der Plattform und des Platzes führt. Damit entsteht der Impact inklusiver und sinnvoller Nutzung des öffentlichen Raums durch die Stadtgesellschaft. Für die drei Wirkungselemente wurden Indikatoren entwickelt, die den Erfolg jeweils messbar machen. 

Dennoch, transformative, also gesellschaftliche Veränderungen anstrebende Projekte können zumeist keine simple, lineare Wirkungslogik nachweisen, müssen regelmäßig “lernen” und nachsteuern. Moderne Transformationsforschung spricht hier von Flexiblen Theorien des Wandels. 

Austauschen zum gemeinsamen besser Werden 

Inputs zu Methoden von Service Design, Projektdurchführung und Prototyping sind das eine – regelmäßiges Zusammenkommen, miteinander über Erfahrungen und auch Probleme zu sprechen und einen geschützten Raum zu haben, in dem gemeinsam über Lösungen nachgedacht wird, ist das andere. Im GD:B-Kontext versuchen wir als CityLAB mit unseren Partner:innen beides nicht zu kurz kommen zu lassen. Nach diesem gelungenen Nachmittag richten wir den Blick nach vorne: Das nächste Treffen unserer Community findet im Kontext der CityLAB-Sommerkonferenz statt. Wirkung wird auch dort wieder ein Thema sein – womöglich in Form eines Weges, Wirkung zu erreichen und zu verstärken: Der Verstetigung von zeitlich begrenzten Projekten: Was heißt das? Wie können wir Verstetigung bereits in der Umsetzung berücksichtigen? Auch hierzu werden wir das Wissen der Gemeinschaft zusammenbringen und Anstrengungen zu vereinen. Wir freuen uns darauf, und selbstverständlich auch auf den restlichen Tag Sommerkonferenz im Juni! 

Quellen:

1 Siehe im Strategiedokument, Kapitel 7 (S.64-67), online unter: https://gemeinsamdigital.berlin.de/documents/82/Strategie_Gemeinsam_Digital_Berlin.pdf [letzter Zugriff: 03.05.24] 

2 Maßnahmenübersicht online unter: https://gemeinsamdigital.berlin.de/de/massnahmen-der-strategie/ [letzter Zugriff 07.05.2024]. 

3 Mehr Informationen unter: https://gemeinsamdigital.berlin.de/de/smart-space-hardenbergplatz/ [letzter Zugriff 07.05.2024]