Die Gestalter:innen der Zukunft: Studierende der Universität Potsdam zu Besuch im CityLAB

Von Yannick Müller
von Yannick Müller

Ein Austausch mit der Zukunft der öffentlichen Verwaltung

In wenigen Jahren werden in der Berliner Verwaltung zahlreiche Stellen unbesetzt sein. Gründe dafür, wie fehlende Neuzugänge, Einstellungskriterien und Möglichkeiten, sich anderen Disziplinen zu öffnen und mit finanziellen Anreize gegenzusteuern, sind bekannt. Da uns Zukunftsthemen ganz konkret am Herzen liegen, geben wir hier einen Einblick in das Treffen mit denjenigen, die das Gelingen der öffentlichen Verwaltung in Zukunft selbst steuern möchten: Wir haben die motivierten Masterstudierenden aus einem Seminar der Professur Public und Nonprofit Management der Universität Potsdam kennengelernt. Viele der Studierenden stammen aus Berlin. Der Großteil bringt erste Arbeitserfahrung in Verwaltungen mit. Beste Voraussetzungen für spannenden Austausch!

Die Studierenden der Universität Potsdam mit Service Designer Tobias Witt

Nach einer Tour durch unsere Prototypen-Ausstellung, haben wir den Studierenden Projekte wie das Bürgeramt der Zukunft oder den mit der Berliner Senatskanzlei koordinierten Smart City-Strategieprozess für Gemeinsam Digital: Berlin präsentiert. Besonders das Bürgeramt der Zukunft weckte große Neugier unter den Gästen. Auch wir im CityLAB sind natürlich neugierig und haben den Gästen ein paar Fragen rund um Führung, Fehlerkultur und Digitalisierung gestellt, die sie im Nachgang beantworten sollten. Wir haben beachtliche Antworten erhalten, die wir hier gerne mit euch teilen möchten.

Wie könnte moderne Führung in der Verwaltung aussehen?

Auf unsere Frage, welchen Fokus ein zukunftsfähiges Führungskräfte-Leitbild im öffentlichen Dienst hat, betonen die jungen Verwaltungsexpert:innen, dass ein zukunftsorientierter Führungsstil im öffentlichen Sektor eine Kultur der Zusammenarbeit, offener Kommunikation und kontinuierlicher Verbesserung fördert. Hierbei spielt die Vorbildfunktion für viele eine wichtige Rolle. Die individuelle Entwicklung von Mitarbeitenden und Teams sollte stark unterstützt und klare Zielsetzungen bereitgestellt werde

Wie alle Bereiche wird auch die Verwaltung ihre Arbeitsbedingungen an gesellschaftliche Veränderungen anpassen müssen. Mit Kommunikation auf Augenhöhe, neuen Formen der Führung und Arbeitsgestaltung, wie etwa Jobsharing und Remote-Arbeit, sowie sozialer Kompetenz, Weitsicht und großer Vertrauensbereitschaft könnte diesen Veränderungen erfolgreich begegnet werden, so die Studierenden.

Damit einher geht für den Verwaltungsnachwuchs in spe das Aufbrechen hierarchischer Strukturen. Führungskräfte sollten Mitarbeitende aktiv in Prozesse einbeziehen und niedrigere Hierarchien im Team etablieren. Eine vertrauensvolle Interaktion, auch im Home-Office, wird an Relevanz zunehmen. Anerkennung und Wertschätzung von Leistungen der Mitarbeitenden sind wichtig, um die persönliche Weiterentwicklung und bessere Leistungen zu fördern. Zu den wichtigsten Führungsfähigkeiten zählen für die künftige Verwaltungsgeneration Flexibilität und Offenheit für Verbesserungen. Eine zukunftsorientierte Führung sollte digitale Arbeits- und Kommunikationstechnologien verstehen und kommunizieren können, da sind sich die Studierenden überwiegend einig.

Was macht eine positive Fehlerkultur aus?

Prozesse und Formen der Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung zeigen deutlich, dass eine positive Fehlerkultur eine zentrale Rolle spielt, um die Lernfähigkeit der Organisation zu erhalten. Die Studierenden schildern uns hierzu eine klare Haltung: 

Fehlerkultur ist für sie ein wichtiges Konzept für die öffentliche Verwaltung. Eine positive Fehlerkultur bedeute, Fehler als Lernchance zu betrachten. Voraussetzung dafür ist, dass Fehler ohne Angst vor Strafe oder Repressalien gemeldet werden können. Viel wichtiger ist es, die Fehlerursachen zu verstehen, um sie künftig vermeiden zu können. Dass Fehler im Moment eher negativ gesehen werden, führe zu Unsicherheit und in der Folge zum Festhalten an alten Methoden. 

Eine positive Fehlerkultur wiederum basiere auf Teamarbeit und Lösungsfindung. Hier brauche es Vorbilder, die diese positive Fehlerkultur leben und vermitteln. Diese Herangehensweise ist vor den großen Herausforderungen dieser Zeit wie Digitalisierung oder Fachkräftemangel unabdingbar. Ohne diesen Kulturwandel erreicht die Umstrukturierung der Verwaltung und einer Vielzahl an Dienstleistungen nicht das, was sie für die Bürger:innen leisten sollten.

Welche Potenziale stecken in offenen Daten?

Unsere Gäste der Universität Potsdam sind überzeugt, dass Daten an sich nicht nur wertvolles Material für zahlreiche Wirtschaftszweige sind, sie bieten – richtig genutzt – auch großes Potenzial für Innovation in Verwaltungs- und Politikprozessen: Zum Beispiel durch bessere Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen und Partizipationsmöglichkeiten für Bürger:innen, etwa an Entscheidungen der Stadtentwicklung oder lokalen Budgetfragen. Damit einher gehe das Potenzial für Kosteneinsparungen und die Steigerung der Effektivität im öffentlichen Sektor.

Die Studierenden sehen in offenen Daten auch das Potenzial, grundsätzlich Transparenz und Rechenschaftspflicht in Regierungen und Verwaltungen zu fördern. Sie würden die Entscheidungsfindung ebenso wie die Wirksamkeit von Programmen und Dienstleistungen verbessern. Außerdem ermöglichen sie Bürger:innen und Unternehmen die Entwicklung eigener Anwendungen und Tools. Verfügbar gemachte Daten helfen, Wissensbarrieren abzubauen, können als Grundlage für politische Empfehlungen dienen und damit spürbar Lebensqualität verbessern.

Wer A sagt, muss auch B sagen – und wer Digitalisierung sagt, muss auch offene Daten sagen. Im CityLAB und bei der Open Data Informationsstelle gehört beides unzertrennlich zusammen. Anhand der Kerndatensätze für Berlin zeigen wir beispielsweise, welche Daten konkret für Berlin relevant sind.

Fazit

Zur Fehlerkultur halten wir fest: Der größte Fehler, den wir machen können, ist, etwas nicht auszuprobieren. Um andere Akteure in Berlin und über die Stadtgrenzen hinaus mit dieser Haltung zu unterstützen, gestalten wir Ressourcen, wie das Handbuch Öffentliches Gestalten, organisieren Austauschformate und begleiten mit methodischem und technischem Wissen. Wir hoffen, dass wir den Studierenden ein paar gute Impulse zur Prototypen-Entwicklung und zu Innovationsprozessen geben konnten. Bei so vielen guten Ideen für die Zukunft der Verwaltung sind wir gespannt, welchen frischen Wind die Studierenden in den öffentlichen Sektor bringen werden!