Wenn man sich durch das Bezirksregionenprofil von Tempelhof-Schöneberg klickt, sprengt der Anteil an Grünanlagen in Tempelhof sogar den vorgegebenen Balken: Über 184 Prozent mehr verfügbare öffentliche Grünanlagen haben Einwohner:innen hier im Vergleich zu anderen Bezirksregionen. Zu verdanken haben sie das dem Tempelhofer Feld – dem ehemaligen Flughafengelände, das heute zu einem der beliebtesten Naherholungsgebiete in ganz Berlin zählt.
Kein Wunder – denn die über 300 Hektar große Fläche mitten in der Stadt bietet viel Platz für Freizeitangebote unter freiem Himmel. Von Sport- und Tanzgruppen zu Urban Gardening und Minigolf: Viele Vereine und Initiativen bieten Möglichkeiten der Partizipation, Unterhaltung und Austausch zur Stadtnatur an. Dieses Engagement und Wissen wollten wir bündeln und haben es bei uns im Kiezlabor über zehn Tage lang vom 17.08. bis 27.08. zusammengebracht. Dafür haben wir unseren Standort am Tempelhofer Damm neben dem Luftschloss eingenommen und zu einem reichhaltigen Programm zum Thema “Klima in der Stadt” eingeladen. Hier teilen wir Highlights und Einblicke in unsere sommerlichen Tage vor Ort.
Ein Hoch auf die Stadtnatur
Am ersten Tag unseres Kiezlabors auf dem Tempelhofer Feld haben wir uns direkt den Dingen gewidmet, denen Berlin seinen guten Ruf verdankt: Seiner grünen Infrastruktur! Denn Bäume und grüne Oasen tragen zu einem lebenswerten Klima in der Stadt bei – und sorgen dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt. Deshalb haben wir gleich einen ganzen Thementag zu Stadtgrün und Stadtbäumen abgehalten und sind mit Expert:innen aus der Verwaltung und der Zivilgesellschaft in den Austausch gekommen. Ganz nebenbei haben wir noch einen Sensor getestet, der dabei hilft, den Wasserbedarf von Stadtgrün zu ermitteln, zu den Gießkannen gegriffen und Einblicke in die engagierteste Gieß-Community Berlins auf Gieß den Kiez geteilt.
Das Kiezlabor beim Bürger:innenfest
Am 19. August verwandelte sich das Tempelhofer Feld zu einem Open Air Fest mit viel Programm zum Mitmachen und Entdecken – und das Kiezlabor war mittendrin! Neben Einblicken von Imker:innen aus Tempelhof und der Garteninitiative Feld Food Forest haben wir uns in einem Feldforschungs-Workshop Zukunftsvisionen für das Feld gewidmet. Was könnte das Tempelhofer Feld für dich noch besser machen? Um uns dieser Frage zu nähern, haben wir verschiedene Perspektiven eingenommen, z.B. die eines Kindes, von Renter:innen, Bienen, Schafen, Pflanzen, von Mikroorganismen und vielen mehr, um herauszufinden, welche Veränderungen es braucht, um das Feld als lebensfreundliches und klimaresilientes Gebiet zu erhalten und weiterzuentwickeln. Unsere Ideen und Zukunftsvisionen haben wir in Form eines analogen Mappings mit Knete verwirklicht und parallel auf einer digitalen Karte gesammelt.
Kaffee, Kuchen, Kiezlabor – und Angebote für Senior:innen
Unser Kiezlabor kann vieles sein: Ein Ort zum Experimentieren, zum Informieren und einfach zum Austauschen und Kaffeetrinken – und beim Treffen mit dem Seniorennetz und dem Kompetenzzentrum Pflege 4.0 kamen all diese Dinge zusammen! In gemütlicher Atmosphäre und Runde haben wir seniorengerechte Tablets ausprobiert und uns durch das Angebot der Online-Plattform Seniorennetz geklickt. Björn Trenker vom Kompetenzzentrum Pflege 4.0 hat das Format gefallen: “Für uns eine ungewöhnliche Location – es hat Spaß gemacht, unser Projekt und die Virtual Reality-Anwendung im Kiezlabor vorzustellen und sich mit Senior:innen dazu auszutauschen. Es wäre schön, das auch an künftigen Standorten anzubieten – nicht nur wegen dem leckeren Kuchen!”.
Wünsche werden wahr – mit dem Ausbildungsbürgeramt im Kiezlabor!
Bereits bei unserem Teststandort vor der re:publica kam das Angebot eines Bürgeramts im Freien sehr gut an, sodass wir uns umso mehr über den Besuch des Ausbildungsbürgeramt Tempelhof-Schöneberg auf dem Tempelhofer Feld gefreut haben. Auch hier konnten wieder spontan und ohne viel Warten Dienstleistungen erledigt werden – sehr zur Freude der Besucher:innen: ”Ihr habt mir den Urlaub gerettet! Ich bin so froh, dass das mit der Reisepass-Verlängerung noch vor dem Urlaub geklappt hat”, erzählte uns eine Teilnehmerin. Neben den spontanen Glücksgefühlen gab es auch die Möglichkeit, sich mit den Mitarbeitenden des Ausbildungsbürgeramts über die Arbeit und den Verwaltungsalltag auszutauschen. Das Format war auch für die Mitarbeitenden eine willkommene Abwechslung: “Es ist schön, mal an so einem ungewohnten Ort zu arbeiten, außerdem reagieren die Leute sehr positiv auf die terminfreien Angebote”, freute sich eine Mitarbeiterin über die überraschten und positiven Rückmeldungen.
Planspiel zur Fahrradstraße
Wer über das “Klima in der Stadt” diskutiert, kommt an dem Thema Mobilität und dem Ausbau von Fahrradstraßen nicht vorbei. Um diese Debatte so neutral wie möglich führen zu können, hat sich der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins ein Planspiel ausgedacht: Im fiktiven Berliner Bezirk Biberfelde soll eine Straße, auf der es öfter zu Unfällen kommt, zur sicheren Fahrradstraße umgebaut werden. Eine Bezirksverordnetenversammlung soll dabei helfen, die unterschiedlichen Interessen im Kiez zusammenzubringen und eine Entscheidung zu treffen, die im Sinne der Mehrheit zur Umgestaltung des Bezirks beiträgt. Bei diesem Planspiel, veranstaltet von der Bezirkszentralbibliothek Tempelhof-Schöneberg, konnten die Teilnehmenden selbst in unterschiedliche Rollen schlüpfen und so den Entscheidungsprozess mitgestalten. “Es ist super spannend, die eigene Meinung und Vorstellungen vom Thema Radverkehr zur Seite zu nehmen und sich aktiv in andere Perspektiven zu versetzen. Man konnte am Tisch spüren, wie sehr das echten Dialog anregt – auch über das Planspiel hinaus”, erzählte uns eine Teilnehmerin.
Grün, grüner, Urban Gardening
Wenn eine Sache auf dem Tempelhofer Feld nicht fehlen darf, dann ist es ein Thementag zu Urban Gardening! Dabei konnten unsere Gäste vor allem selbst Hand anlegen: Beim Workshop zum Thema Gießanlagen haben wir Bewässerungsanlagen für den eigenen Balkon oder Garten an drei verschiedenen Stationen gebaut, Crashkurs im Programmieren inklusive! Im zweiten Teil des Programms haben wir die Nase tief in die Erde gesteckt und aus Bioabfällen selbst Mutterboden bzw. Komposterde hergestellt. Dafür führte uns die Künstlerin und Bodenpraktikerin Ayumi in die Terra Preta-Methode ein, bei der wir mitgebrachte Küchenabfälle mit dem Spaten zerkleinerten, mit Erde mischten, sowie fleißige Helfer wie Würmer und Mikroorganismen hinzufügten – und so im Handumdrehen den fruchtbaren Kompost für den neuen Community Garten von Feld Food Forest vorbereitet haben, bereit für den nächsten Garteneinsatz!
Fazit und nächster Standort
Auf dem riesigen Tempelhofer Feld war es für unser Tiny House gar nicht so einfach, auf sich aufmerksam zu machen – und die teilweise sehr hohen Temperaturen ließen jedes Schwimmbad wahrscheinlich erstmal attraktiver erscheinen. Trotz Hitzewelle und der unendlichen Weite des Feldes haben wir es geschafft, Besucher:innen zu erreichen, die ganz gezielt zu unseren zahlreichen Veranstaltungen ins Kiezlabor vorbeigekommen sind.
Bei so viel Sonne, die wir auf dem Tempelhofer Feld tanken durften, sind unsere Solarzellen auf jeden Fall voll aufgeladen und das Kiezlabor damit bereit für den nächsten Standort im Graefekiez! Dort findet ihr unser Tiny House für die digitale Transformation vom 06.09 bis 17.09. in der Dieffenbachstraße Ecke Grimmstraße, diesmal mit dem Fokusthema Platz in der Stadt. Wir freuen uns auf euren Besuch!
Unterstütz’ uns beim nächsten Standort als Teil des Teams!
Für unseren nächsten Standort im Graefekiez suchen wir noch tatkräftige Unterstützung für unser Team. Als Honorarkraft könntest du uns tageweise beim Auf- und Abbau sowie der Umsetzung des Programms unterstützen. Bei Interesse melde dich sehr gerne bei unserer Kollegin Anne Kruse per Mail: .
Zum KiezlaborDas Kiezlabor ist ein Projekt, das vom CityLAB im Rahmen der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin umgesetzt wird.
