Vom Hörsaal in den Kiez

Von Yannick Müller

Immer wieder stellen wir fest: In den Köpfen der Berliner Studierenden stecken viele gute Ideen! In gemeinsamer Projektarbeit und unterschiedlichen Austausch-Formaten formulieren wir diese Ideen für die Stadt der Zukunft aus, testen und setzen um. Die Berliner Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sehen sich im Zuge der Digitalisierung mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert – angewandte Wissenschaften benötigen immer wieder gute Praxisbeispiele und Anwendungsfälle. Hier entstehen Synergien, die wir im CityLAB Berlin in iterativen und ko-kreativen Prozessen nutzbar machen wollen, indem wir Brücken bauen und Projekte beispielsweise in methodischen und organisatorischen Fragen begleiten. 

In diesem Beitrag findet sich eine Auswahl an Projekten, bei denen der Fokus auf der Zusammenarbeit mit Studierenden der Berliner Hochschulen liegt:

Kreative Ideen für den Verwaltungs-Dschungel

Gemeinsam mit Studierenden im Fach Kommunikationsdesign der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin unter Leitung von Prof. Daniela Hensel, haben wir im CityLAB Berlin ein spannendes Service Design Projekt für die Berliner Verwaltung begleitet. Das Projekt fand in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und dem Bezirksamt Pankow statt. Ziel war es, Lösungsvorschläge zu erarbeiten, die grafisch, sprachlich oder spielerisch, einen besseren Überblick über das Berliner Bildungs- und Teilhabepaket geben. Vor dem Hintergrund, dass 38 sogenannte Leistungsstellen zum größten Teil unabhängig voneinander zu diesem Thema kommunizieren und Bürger:innen somit nur schwer an alle wichtigen Informationen gelangen, wurde deutlich, dass alle Beteiligten vom Projekt und der neuen Form der Zusammenarbeit profitieren konnten. Die verschiedenen Ergebnisse haben wir in einer Sonderausstellung im Foyer des CityLAB Berlin präsentiert. 


Hier geht es zum Interview mit Prof. Daniela Hensel (HTW)

Abbildung: Ausschnitt der Projekt-Dokumentation zu „Verwaltungsstrukturen, Digitalisierung und Daten“, HTW


Smart City – Die Zukunftswerkstatt

Gemeinsam mit Studierenden der Humboldt Universität, der Hochschule für Technik und Wirtschaft, der Berliner Hochschule für Technik, der Technischen Universität Berlin und der Fachhochschule Potsdam haben wir eine „Zukunftswerkstatt“, durchgeführt. Ausgehend von der Berliner Smart City-Definition wurden gemeinsam Zukunftsbilder skizziert, Hindernisse identifiziert und mögliche Herangehensweisen zu deren Überwindung diskutiert. Das Format diente dazu, über den Smart City-Prozess zu informieren, für die Facetten dieses Themas zu sensibilisieren und verschiedene Perspektiven darauf sichtbar zu machen. 

Parallel hat das CityLAB Berlin mit der Senatskanzlei Berlin, der Hertie School of Governance sowie dem Forschungsprojekt Tropico das internationale Smart City Symposium durchgeführt. Bei beiden Formaten stand Zuhören und von anderen Erfahrungen lernen im Vordergrund, bevor der Beteiligungsprozess an der Berliner Smart City-Strategie im letzten Jahr gestartet ist. 

Hier geht es zu Infos zur Berliner Smart City-Strategie im offenen Wissensspeicher 
Hier geht es zu den Erkenntnissen aus dem Smart City-Symposium

Abbildung: Ausschnitt zeigt die Leitfragen des Workshops / CityLAB Berlin


Summer School im CityLAB Berlin

Die Summer School “Prototyping in der Smart City” fand 2021 zum dritten Mal erfolgreich im CityLAB Berlin und virtuell statt. Sie stand im Zeichen der aktuellen Smart City-Aktivitäten in Berlin. Gemeinsam mit Expert:innen entwickelten Studierende Lösungsansätze rund um eine lebenswerte, smarte Stadt. In der Summer School teilen Dozierende und Praktiker:innen Impulse und konkrete Herausforderungen, die die Teilnehmenden aus unterschiedlichsten Disziplinen während der Summer School im Zeitraum von zwei Wochen gemeinsamen bearbeiten. Im Fokus standen dieses Mal die Themen Agile Verwaltung, Partizipationsmöglichkeiten in der Stadtgestaltung und smarte Technik (Open Source-Hardware und Software). Ein tolles Beispiel ist das Konzept Spree&Berlin: Eine Boje, die die Wasserqualität der Spree messen und auf unterschiedliche Arten mitteilen kann. Diese Idee basiert auf dem Abschlussprojekt von Jakob Kukula an der Kunsthochschule Weißensee und diente als Grundlage für erste Prototypen, um Flüssen mit digitalen Ansätzen eine Stimme zu verleihen und das Konzept des planet-zentrierten Designs bekannter zu machen. 

Hier gibt es mehr Informationen zur Summer School
Hier geht es zum Konzept von Spree&Berlin

Abbildung: CityLAB Berlin Summer School / Unsplash


Die Smart City aktiv mitgestalten

Der Bergmannkiez in Berlin-Kreuzberg durchläuft eine große, sichtbare Veränderung. Wer dort, zum Beispiel in der Bergmannstraße, unterwegs ist, wird schnell die großen Flächen für Rad- und Fußverkehr und den beruhigten Autoverkehr wahrnehmen. Zwei Gruppen von Studierenden der Macromedia Hochschule im Studiengang Smart City Design unter der Leitung von Prof. Thomas Stegmann sowie eine Gruppe Studierender im Fach Wirtschaftsinformatik der HTW arbeiten an Projekten, die die gemeinsame Gestaltung des öffentlichen Raumes und digitale Ansätze zusammen denken.

Im Projekt “Bergmannkiez lebenswert: Verkehrsflüsse optimieren” befassen sich die vier Studierenden, Paul Hermann, Sumit Munjal, Valentina Sanchez und Russell Schaub mit der Entwicklung der Fußgängerzone in der Bergmannstraße, die sich seit einiger Zeit vollzieht. Mit der eingangs beschriebenen Umgestaltung ergeben sich auch neue Herausforderungen. Was sich die Studierenden hier genauer ansehen, ist die zukünftige Ermöglichung des Lieferverkehrs. Zusammen mit Expert:innen soll die Eignung innovativer Lösungen im Bereich der Logistik für die Bergmannstraße geprüft werden. Das Ziel ist die gemeinsame Erarbeitung von Vorschlägen zur konkreten Ausgestaltung. (Abb.: Paul Hermann)

Die Pandemie hat deutlich gezeigt welche Rolle der Faktor Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr spielt. Aber wie sieht es eigentlich aus mit unserem individuellen Sicherheitsgefühl und welche Faktoren wirken sich darauf aus? Die drei Studierenden, Kim Arnold, Moa Halldin und Viktoriia Makeieva, ebenfalls von der Macromedia Hochschule, setzen sich im Projekt “Erlebte Sicherheit beim Umsteigen in Berlin” mit dem Sicherheitsempfinden von Nutzer:innen öffentlicher Verkehrsmittel an Haltestellen beim Warten und Umsteigen auseinander. In einem Stakeholder-Workshop im Januar 2022 werden diese Aspekte identifiziert und Lösungsansätze entwickelt. So soll in Planungsfragen des öffentlichen Nahverkehrs und des öffentlichen Raumes für das Sicherheitsempfinden sensibilisiert und die Nutzung des Nahverkehrs damit attraktiver werden. (Foto: Moa Halldin)

Eine breite Beteiligung ist Kernbestandteil des Modellprojekts Smart Cities der Senatskanzlei Berlin. Um zu gewährleisten, dass sich Berliner:innen schnell einen Überblick über Strategie, Fortschritt und Projekte verschaffen können, ist eine niedrigschwellige Wissensplattform, der Smart City-Wissensspeicher, nützliches Instrument. Im Zuge des Projekts “Verbesserung der UX der Webpräsenz von Berlin lebenswert smart”, führen die HTW-Studierenden Gjylijete Gashi, Frederik Obermaier und Robert Krug eine User-Design-Studie mit Bürger:innen Berlins durch. Außerdem betrachten sie die Umsetzung in anderen Smart Cities. Die gewonnen Erkenntnisse werden in einen Mockup-Prototyp eingearbeitet und dann mit den zuvor interviewten Personen validiert.

Abbildung: Smart City Berlin / Video zum Strategieprozess

Die Workshops mit den Studierenden der Macromedia Hochschule sind für Januar 2022 geplant. Besteht Interesse zur Teilnahme oder konkrete Rückfragen, kann man sich unter diesem Link für den Workshop zum Verkehrsfluss und Lieferverkehr im Bergmannkiez anmelden, oder für den Workshop zu Sicherheitsempfinden im öffentlichen Nahverkehr Viktoriia Makeieva kontaktieren. Beide Workshops finden auf Englisch statt.

Um Innovation und Partizipation zusammen denken zu können, braucht es Raum für gemeinsame Arbeit von Verwaltung und Stadtgesellschaft. Unsere digitalen und realen Räumlichkeiten stellen wir jungen Tüftler:innen und langjährigen Expert:innen gleichermaßen zum Ausprobieren und zum Austausch zwischen Disziplinen zur Verfügung. In Workshops und Veranstaltungen rund um das digitale Berlin von Morgen gibt es die Chance, sich Feedback einzuholen und eigene Projekte oder Ideen beim Testen mit methodischer Begleitung auf der Straße oder digital einem Realitäts-Check zu unterziehen.

Wir wollen euch als Studierende und Dozierende herzlich dazu einladen. Schaut gerne bei unseren Veranstaltungen vorbei, oder tretet direkt mit uns via in Kontakt. Wir freuen uns!

Dieser Artikel wurde von unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Yannick Müller verfasst.