Das Potenzial offener Daten für die Verwaltung: Neues ODIS-Handout

Von Pia Gralki
Die Open Data Informationsstelle (ODIS) bringt in einer neuen Handreichung die Vorteile offener Daten für die Verwaltung auf den Punkt.

Es ist ein Schatz, der in vielen Verwaltungen schlummert: Daten, die über die Stadt gesammelt werden. Diese Informationen können wiederum für die Stadtgesellschaft von großem Nutzen sein – etwa um mehr über den öffentlichen Raum in der eigenen Stadt zu erfahren oder weil daraus hilfreiche digitale Anwendungen entstehen können. Das Team der Open Data Informationsstelle (ODIS) zeigt immer wieder aufs Neue, was mit offenen Daten alles möglich ist: Von der Berliner Erfrischungskarte, die durch heiße Tage in Berlin hilft, über den EnergieCheckpoint, der Aufschluss über den Energieverbrauch öffentlicher Gebäude gibt, bis hin zum Berliner Weihnachtsmarkt-Finder, der seinem Namen alle Ehre macht.

Einblicke in ein Projekt der ODIS in Zusammenarbeit mit dem CityLAB: Der Berliner EnergieCheckpoint.

Hinter diesen interaktiven Karten stecken Daten, die von der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung gestellt wurden. Dafür gibt es sogar eine eigene Plattform, das Open Data Portal Berlin. Daten zur öffentlichen Nutzung anzubieten, schafft auch Vorteile für die Verwaltung selbst. So kann der Austausch zwischen Behörden und Verwaltungsebenen erleichtert und Arbeitsschritte reduziert werden. Da mit der Offenlegung von Daten auch eine Digitalisierung der Daten einhergeht, eröffnen sich neue Optionen kollaborativen Arbeitens  – ein unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zu einer modernen digitalen Verwaltung.

Welches Potenzial in offenen Daten für die Verwaltung steckt, das hat die ODIS nun in einer neuen Handreichung auf drei Seiten kurz und bündig erklärt. In diesem Interview umreißt unsere Kollegin und ODIS-Projektleiterin Lisa Stubert die Möglichkeiten von offenen Daten für die Verwaltung und wie das Handout interessierten Behörden dabei helfen kann, ihren Datenschatz für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Lisa Stubert, ODIS-Projektleiterin beim diesjährigen CityLAB-Sommerfest. © Florian Reimann

Zum Einstieg in Kürze: Was versteht man unter offenen Daten bzw. Open Data?

Wenn wir von Open Data sprechen, meinen wir damit Datensätze, die für alle zugänglich sind. Es handelt sich dabei um Informationen, die von der Verwaltung erfasst, aber nicht nur von ihr selbst genutzt werden können, sondern beispielsweise auch von Bürger:innen, Unternehmen und Wissenschaftler:innen. Offene Daten haben das Potenzial, dabei zu helfen, Probleme anzugehen, Innovationen zu fördern und Verwaltungshandeln transparenter und bürger:innennäher zu machen. Dabei geht es jedoch nicht um Daten über einzelne Personen.

Das Berliner Open Data Portal feierte dieses Jahr seinen 12. Geburtstag. In Berlin beschäftigt man sich also schon lange mit offenen Daten. Was war eure Motivation gerade jetzt, ein niedrigschwelliges „Einstiegshandout“ zum Thema zu veröffentlichen?

Das stimmt, Berlin war damit eine der ersten Städte Deutschlands mit einem zentralen Portal für offene (Verwaltungs-)daten, und somit ein echter Vorreiter. Seitdem steigt die Menge der für die Stadtgesellschaft frei verfügbaren Daten jedes Jahr an. Aktuell sind es bereits über 3.200 Datensätze! Und trotzdem ist das nur ein Bruchteil der Informationen, die in den Berliner Senatsverwaltungen und Bezirksämtern schlummern. Das schöne ist: Das Thema bekommt gerade wieder richtig Aufwind. Berlin hat eine neue Open Data Strategie entwickelt, die in Kürze von der Chief Digital Officer in der Senatskanzlei verabschiedet wird. Open Data soll in Zukunft noch verstärkter mitgedacht werden, auch in Abteilungen und Behörden, die bisher wenig Kontakt damit hatten. Dieses aktuelle Interesse an dem Thema wollten wir mit unserer Handreichung aufgreifen.

An wen richtet sich die Handreichung? 

An jede Person in der Verwaltung, deren Arbeit auf irgendeine Art und Weise mit Daten zu tun hat. Das Spannende ist, dass Open Data nicht nur für die Stellen relevant ist, die selbst Daten erheben. Mit der neuen Strategie wurde erkannt, dass der Mehrwert für die Verwaltung selbst auch deutlich in den Fokus gestellt werden muss. Offene Daten können zum Beispiel helfen, den Datenaustausch zwischen Verwaltungsmitarbeitenden zu vereinfachen, Synergien herzustellen und datenbasierte, bessere Entscheidungen zu treffen. Letztendlich geht es also nicht darum, die Verwaltung mit Mehrarbeit weiter zu belasten, indem sie Daten für noch unbekannte Zielgruppen veröffentlicht, sondern selbst zu vereinfachten Prozessen findet und sich ihre Arbeit erleichtert. Wir merken: Je mehr sich die Verwaltungsmitarbeiter:innen mit Open Data beschäftigen, desto ausgeprägter ist die Datenkompetenz. Daher ist ein Bewusstsein für ein gutes Datenmanagement so wichtig für eine moderne digitale Verwaltung.

Kann man denn so ein komplexes Thema überhaupt auf drei Seiten unterbringen?

Mit dem Handout wollen wir alle abholen, die ganz neu im Thema sind, sich mit offenen Daten beschäftigen wollen oder aufgrund der in Berlin geltenden Rechtsverordnung auch müssen. Es gibt zahlreiche Informationen im Internet, wir stellen aber in unserer Arbeit immer wieder fest, dass der Einstieg nicht immer einfach ist, da man oft mit Fachbegriffen überhäuft wird. Das Gute ist aber auch, dass man ja auch gar kein Experte oder Expertin in dem Thema werden muss, auch wenn man Daten bereitstellen möchte. In (fast) allen Senats- und Bezirksverwaltungen gibt es die Rolle der Open Data Beauftragten, die durch Expert:innen besetzt sind und bei der Veröffentlichung helfen. Und wir als Open Data Informationsstelle stehen natürlich auch gerne beratend zur Seite.

In der Handreichung ist auch die Rede von einer „Open Data Journey“, auf die ihr die Verwaltungsangestellten mitnehmen wollt. Was ist damit gemeint?

Alle möglichen Fachämter und Arbeitsgruppen der Verwaltungen kommen auf uns zu, weil sie sich Unterstützung im Datenmanagement wünschen. Der Wissens- und Arbeitsstand variiert dabei, aber schlussendlich sind alle auf der gleichen „Reise“. Wir haben fünf Module identifiziert, die es hin zu einem guten offenen Datenmanagement zu durchlaufen gibt. Das macht die konkreten Schritte und Überlegungen, die man für eine Open Data Veröffentlichung machen muss, deutlich sortierter und besser greifbar. Wie diese Journey genau aussieht, veröffentlichen wir Ende des Sommers auf unserer Webseite.

Wir bedanken uns für die Einblicke beim Team ODIS und wünschen euch viel Spaß mit der neuen Handreichung zu Open Data.