Welcome to Berlin: Die CityLAB Summer School 2024 

Von Niklas Weiss – 20. September 2024

Berlin is calling – und die CityLAB Summer School antwortet zum fünften Mal. Auch in diesem Jahr kamen Studierende aus verschiedenen Fachbereichen und Praxispartner:innen zusammen, um sich den drängenden urbanen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Das übergeordnete Thema der diesjährigen Summer School lautete: „Ankommen in der Arrival City Berlin“. 

Der thematische Schwerpunkt lag auf der Untersuchung der aktuellen Migrationsdynamik und der Frage, wie Berlin als Stadt der Vielfalt und Chancen so gestaltet werden kann, dass es Neuankömmlingen – ob aus Notwendigkeit oder aus dem Wunsch nach neuen Möglichkeiten – erleichtert wird, sich in der Stadt zurechtzufinden. Ziel der Summer School ist es, innovative Ansätze zu entwickeln, die Berlin zu einem offenen, zugänglichen und unterstützenden Ort für alle machen, die neu in der Stadt sind. 

Auf die Challenges, fertig, los! 

Die Summer School begann mit einer Auftaktveranstaltung, die als Plattform für den interdisziplinären Austausch diente. Studierende, Dozent:innen und Praxispartner:innen diskutierten das Thema „Ankommen in der Arrival City Berlin“ aus verschiedenen Blickwinkeln und kontextualisierten es im Rahmen der aktuellen gesellschaftlichen und städtischen Entwicklungen. In den darauffolgenden zehn Tagen arbeiteten Studierende der Wirtschaftsinformatik der HTW und des Studiengangs Public Administration der HWR in kleinen, interdisziplinären Teams an praxisorientierten Konzepten, die den Einstieg in das Berliner Leben erleichtern sollen. Unterstützt von den Fachkenntnissen ihrer jeweiligen Studiengänge entwickelten sie innovative Lösungen – sowohl digitale als auch praktische Hilfestellungen – die Berlin für alle Ankommenden zu einem echten Zuhause machen sollen. 

Ein zentrales Element der Summer School bildeten die drei praxisbezogenen Challenges, die jeweils einen spezifischen Aspekt des Ankommens in Berlin adressierten. 

Challenge 1: Online-Dienstleistungen – zugänglich für alle 

Die erste Challenge setzte sich mit der Frage auseinander, wie digitale Verwaltungsdienste für Neuankömmlinge in Berlin leichter zugänglich gemacht werden können. Die Wirtschaftsinformatik-Studierenden der HTW arbeiteten hierbei eng mit den zukünftigen Expert:innen des öffentlichen Dienstes von der HWR zusammen, um eine mobile Anwendung zu entwickeln. Diese bietet mehrsprachige Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu zentralen bürokratischen Prozessen wie Anmeldung, Aufenthaltstitel und Gesundheitsversorgung.

„Die größte Herausforderung bestand darin, die Informationen so zu strukturieren, dass sie für Menschen aus verschiedenen kulturellen und sprachlichen Hintergründen verständlich sind.“

Teilnehmer des Teams

Zusätzlich wurde ein Konzept für ein digitales Assistenzsystem konzipiert, das Nutzer:innen gezielt durch die Berliner Online-Dienste navigiert und bestehende Barrieren abbaut. Die Ergebnisse dieser Challenge verdeutlichen das Potenzial einer nutzerzentrierten Digitalisierung, um inklusivere Stadtstrukturen zu schaffen. 

In interdisziplinären Teams widmeten sich die Studierenden unterschiedlichen Challenges.

Challenge 2: Chatbot für internationale Studierende 

Die zweite Challenge konzentrierte sich auf die Unterstützung internationaler Studierender, die häufig mit komplexen bürokratischen Hürden konfrontiert sind. Hierbei entwickelten die Studierenden einen Chatbot-Prototyp, der Fragen zu Themen wie Visumsanträgen, Hochschuleinschreibung und BAföG-Anträgen beantwortet. Durch die Integration verschiedener öffentlicher Datenquellen – wie Informationen von Behördenportalen und Hochschulen – entstand ein Tool, das individuellen Informationsbedarf direkt und effizient deckt. Die Herausforderung bestand insbesondere darin, die vielfältigen Bedürfnisse der internationalen Studierendenschaft zu erfassen und in ein benutzerfreundliches digitales Format zu überführen. Künftige Weiterentwicklungen des Chatbots sollen die zielgerichtete Unterstützung weiter optimieren. 

Challenge 3: Datenerhebung und –analyse 

Die dritte Challenge befasste sich mit der Frage, warum die vorhandenen Online-Dienste in Berlin trotz ihres Potenzials so selten genutzt werden. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führten die Studierenden eine gezielte Umfrage unter internationalen Studierenden durch. Sie identifizierten dabei bestehende Nutzungshürden, wie Sprachbarrieren, komplexe Nutzeroberflächen und fehlende Orientierung. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine klare, nutzerzentrierte Gestaltung digitaler Services entscheidend zur Steigerung ihrer Akzeptanz beiträgt. 

Impulse, Inspirationen und Ideenansätze: Einblicke hinter die Kulissen 

Neben den intensiven Arbeitsphasen bot die Summer School zahlreiche Gelegenheiten für inhaltliche Impulse, kreativen Austausch und praktischem Wissenstransfer. Los ging es am ersten Tag mit einem Service Design-Workshop, in dem die Studierenden theoretische Konzepte und praktische Methoden zur Lösung komplexer Probleme kennenlernten. Zudem organisierte das CityLAB-Team in der ersten Woche einen Prototyping-Workshop, bei dem die Teilnehmenden ihre Ideen in konkrete, greifbare Lösungen umsetzten.  

Tobias Witt, aus dem Team des CityLAB Berlin, stellt die Methoden des Service Design vor.

Am zweiten Tag leitete Prof. Dr.-Ing. David Zellhöfer einen Workshop zum Thema Barrierefreiheit, der aufgrund seiner Aktualität und Relevanz auf großes Interesse stieß. Viele Studierende hatten bisher wenig Berührungspunkte mit diesem Thema, sodass der Workshop eine wichtige Ergänzung darstellte. Die Studierenden erfuhren, welche rechtlichen und technischen Herausforderungen bei der Gestaltung inklusiver digitaler Angebote bestehen und wie Barrieren systematisch abgebaut werden können. Diese Erkenntnisse flossen unmittelbar in die weiteren Projekte und Prototypen ein. 

Begleitend zu den Workshops organisierte das CityLAB zudem mehrere Impulsvorträge mit externen Experten, die den Studierenden praxisnahe Einblicke in das Thema Ankommen in Berlin vermittelten. Die Vorträge boten den Studierenden wertvolle Impulse und Inspiration für mögliche Lösungsansätze. Besonders inspirierend war dabei der Vortrag „Kiosk of Solidarity“ von Dr. Moritz Ahlert, der innovative Konzepte für eine solidarische Stadtgestaltung präsentierte. Die Studierenden gewannen neue Perspektiven darauf, wie Städtegemeinschaften inklusiver gestaltet werden können. 

Kiosk of Soildarity bei der Summer School 2024
Während des Vortrags „Kiosk of Soildarity“.

Ein weiteres Highlight war die Vorstellung der Webseite „All About Berlin“ durch den Gründer Nicolas Bouliane. Diese Plattform fungiert als umfassende Informationsquelle für Neuankömmlinge und bietet praktische Tipps zu alltäglichen Themen wie Wohnungssuche, Anmeldung und die ersten Schritte in der Stadt. Im Rahmen der Diskussionen wurde erörtert, wie solche digitalen Angebote weiter verbessert und in die entwickelten Prototypen integriert werden können, um den Start in das Berliner Leben noch einfacher und unterstützender zu gestalten. Diese Gespräche unterstrichen die Notwendigkeit, bestehende Informationsressourcen mit innovativen digitalen Lösungen zu verknüpfen und einen ganzheitlichen Zugang zu städtischen Angeboten zu schaffen. 

Vorhang auf: Die Vorstellung der Prototypen 

Die Studierenden stelle ihre Protoypen vor bei der Summer School 2024
Die Studierenden bei der Abschlusspräsentation ihrer Ergebnisse.

Den Höhepunkt der CityLAB Summer School bildete schließlich die Abschlussveranstaltung am 12. September im Audimax der Technologiestiftung Berlin. Hier präsentierten die Teams ihre Prototypen und stellten sich den kritischen Fragen der Expert:innen. Die Vielfalt und Kreativität der entwickelten Lösungen waren äußerst beeindruckend. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig die Verbindung von praxisnahen Projekten und theoretischem Wissen ist, um fundierte Lösungsansätze für städtische Herausforderungen zu erarbeiten. 

„Die Summer School hat erneut verdeutlicht, dass innovative Ansätze und interdisziplinäre Zusammenarbeit konkrete Veränderungen bewirken können.“

Prof. Dr. Olga Willner von der HTW Berlin

Wir freuen uns darauf, die Entwicklung der Projekte weiterzuverfolgen und die finalen Ergebnisse mit Euch zu teilen. Die diesjährige Summer School hat eindrucksvoll gezeigt, dass Berlin ein Zentrum für Innovation und Gemeinschaft ist – ein Ort, an dem jede:r Neuankömmling die Chance hat, aktiv an der Gestaltung einer besseren Zukunft mitzuwirken. Die kreativen Ideen und der Enthusiasmus der Studierenden machen deutlich, dass positive Veränderungen möglich sind und Berlin auch in Zukunft ein inspirierender Ort des Wandels bleiben wird. 

Die Reise hat gerade erst begonnen – bleibt gespannt und begleitet uns auf dem Weg zu einer inklusiven und zugänglicheren Stadt!