Fünf Jahre CityLAB: Das grosse Teaminterview

Von Nora Eilers

In den vergangenen fünf Jahren haben wir eine Fülle unvergesslicher, inspirierender und mitunter auch herausfordernder Momente erlebt. Zu unserem bevorstehenden Jubiläum, das wir pünktlich zur diesjährigen CityLAB Sommerkonferenz am 27. Juni feiern werden, möchten wir daher dem gesamten CityLAB-Team erneut die Gelegenheit geben, zu Wort zu kommen! Wir haben wir uns bei unseren Kolleg:innen erkundigt, was das CityLAB für sie zu einem einzigartigen Ort in Berlin macht, wie sich unsere Sichtweise auf digitale Lösungen im Laufe der Zeit verändert hat und welche Erlebnisse die letzten fünf Jahre besonders geprägt haben. Was uns bewegt und welche Visionen wir für die kommenden fünf Jahre haben, lest Ihr hier.

Das CityLAB-Team im Jahr 2023 in den eigenen Räumlichkeiten. Credit Sabine Zoltnere
Das CityLAB-Team in den eigenen Räumlichkeiten. © Sabine Zoltnere

Was waren für Dich die prägendsten Momente in der fünfjährigen Geschichte des CityLAB? 

Myrian Rigal, Product Management: Mir fallen da besonders Momente ein, in denen wir nach viel Anstrengung und Einsatz endlich unsere Ideen der Welt – ok meistens eher Berlin – zeigen durften. Während unserer LABissages der letzten beiden Jahre zum Beispiel, zu denen wir Vertreter:innen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft ins Lab einladen, um aktuelle Projekte kennenzulernen und Prototypen auszuprobieren. Da kommt jedes Mal ein angeregter Austausch zustande mit vielen tollen Menschen, die in dieser Stadt etwas bewegen wollen. Ein weiteres Highlight für mich waren unsere „Ideenwürfel“ – eines unserer KI-Exponate, die wir an verschiedenen Orten im Einsatz hatten. Da habe ich erlebt, wie einfache Ideen Menschen den Zugang zu neuen Technologien erleichtern und Potenziale aufzeigen können. Das Nonplusultra ist dann natürlich, wenn es am Ende heißt: „Das ist so toll, könnt ihr damit mal bei uns vorbeikommen?

Markus Sperl, Projektentwicklung / Projektmanagement freemove: Gar keine einfache Entscheidung. Lasst es mich versuchen: Die Kiezlabor-Eröffnung vor dem Re:publica-Gelände am Flutgraben 2023 gehört für mich sicher dazu, die CityLAB Sommerkonferenz 2022 auf dem Tempelhofer Flugfeld auch, mit dieser Mischung aus inspirierenden Inhalten, der beeindruckenden Location und der Band Mouse On Mars im Sonnenuntergang, und die finale Verabschiedung der von uns durch die Beteiligungsprozesse mitgeprägten Digital- und Smart City Strategie Gemeinsam Digital:Berlin.

Myrian Rigal und Markus Sperl © Andre Groth

Wie hat sich Dein Blick auf Innovation und digitalen Lösungen für Berlin durch Deine Arbeit im CityLAB verändert?  

Ingo Hinterding, Teamleitung Prototyping & Forschungsprojekte: Ich habe gelernt, dass digitale Prototypen enorm helfen, einen Diskurs voranzubringen. Eine greif- und benutzbare Anwendung schafft ein gemeinsames Verständnis für das Problem und die Lösung. Aber es ist wichtig, gemeinsam mit der Verwaltung daran zu arbeiten, Innovationen zu verstetigen, eine große Herausforderung bei der Digitalisierung Berlins.

Katja Hermes, Strategic Operations: Mir ist bewusst geworden, dass Innovationen nicht unbedingt bahnbrechende technologische Lösungen erfordern. Vielmehr ist das Zusammenspiel verschiedener Akteur:innen und der Wille zur Transformation entscheidend. Dabei müssen auch Strukturen und Prozesse verändert werden, um Innovation überhaupt möglich zu machen. Digitale Lösungen können Prozesse effizienter und bürgernäher gestalten, aber echter Fortschritt entsteht oft erst, wenn wir verschiedene Expertisen und Perspektiven verbinden und aktiv werden.

Ingo Hinterding © Florian Reimann und Katja Hermes © Andre Groth

Welche Projekte, Prototypen oder Veranstaltungen des CityLAB haben Dich persönlich am meisten gelehrt und warum? 

Raphael Arce, Frontend Developer: Mit dem Prototypen Anmelde-Check habe ich mich zum ersten Mal sehr konkret und intensiv mit Barrierefreiheit im Web beschäftigt. Wie ermöglicht man eine Nutzung ausschließlich mit der Tastatur? Wie würde ein Screenreader die Website vorlesen? Ist alles einfach verständlich, auch in unterschiedlichen Sprachen? All diese Fragen zu beantworten, war technisch und gestalterisch eine Herausforderung, aus der ein immenser Wissensgewinn entstanden ist.

Sarah Lebkücher, Event & Content Managerin: Für mich persönlich hat das CityLAB eine Vielzahl an inspirierenden Veranstaltungen hervorgebracht, die mich auf unterschiedliche Weise etwas gelehrt haben. Zwei meiner Favoriten sind jedoch die Sommerkonferenz und die LABissage. Die Sommerkonferenz soll eine Plattform für einen interdisziplinären Austausch zu aktuellen Themen wie Digitalisierung und Verwaltungsinnovation bieten und durch ein vielfältiges Programm und eine kulturelle Abendgestaltung eine inspirierende Umgebung schaffen. Bei der LABissage geht es darum, die CityLAB-Ausstellung in den Vordergrund zu rücken und unsere Arbeitsweise, Methoden und Projekte für alle zugängig und begreifbar zu machen. Das Planen solch umfangreicher Events ist immer wieder eine neue Herausforderung, die ich sehr gerne annehme!

Sarah Lebkücher und Raphael Arce © Andre Groth

Anna Meide, Datenvisualisierung & Konzeptentwicklung bei ODIS: Beim Kooperationsprojekt Berliner EnergieCheckpoint vom CityLAB und der ODIS habe ich viel über Berlins Energiepolitik gelernt. Auf einer interaktiven Karte kann man durch das Auswählen öffentlicher Gebäude sowohl Energie- als auch Wärmeverbräuche einsehen. Darüber hinaus gibt es Daten zu Sanierungsvorhaben und Energieeinsparpotentialen. Mithilfe eines Vergleichs mit durchschnittlichen Einfamilienhäusern schaffen wir außerdem eine Kategorie, die hilft, ein Gefühl für Größen zu bekommen – so verbraucht beispielsweise das Rote Rathaus 193 Mal so viel Strom, wie ein Einfamilienhaus mit fünf Personen. Außerdem bin ich großer Fan der seit 2019 jährlich stattfindenden CityLAB Summer School. Bei diesem Format kommen Studierende und relevante Berliner Akteur:innen bei uns im Lab zusammen, um im Rahmen von ein bis zwei Wochen an Berliner Themen zu arbeiten und prototypische Lösungsansätze durchzuspielen. Ich genieße sehr die Energie dieses kurzen und intensiven Sprintformats. Ich selbst habe das CityLAB so kennengelernt.

Johannes Refle, Werkstudent: All unsere Projekte und Prototypen, die sich direkt an alle Berliner:innen richten. Sei es Gieß den Kiez, die Erfrischungskarte oder das Kiezlabor. Zu sehen wie wir die Menschen von einer digitalen und offenen Stadt begeistern können, motiviert immer wieder. Und zeigt gleichzeitig wie schön verschieden Berlin ist.

Pia Gralki, Teamleitung Kommunikation: Ich finde es beeindruckend, wie uns die Nutzung offener Daten und deren Visualisierung dabei helfen können, Städte wie Berlin neu zu entdecken und mit ihnen auf andere Weise zu interagieren – etwa durch Gieß den Kiez den Baum vor der eigenen Haustür über das Alter und den Wasserbedarf kennenzulernen oder über unser neueres KI-Tool Parla Einblicke in politische Vorhaben zu erhalten.

Anna Meide, Johannes Refle und Pia Gralki © Andre Groth

Was macht das CityLAB zu einem besonderen Ort in der Stadt Berlin?  

Jenny Huang, Persönliche Referentin der Leitung: Ganz klar das Team! Es gibt wenige Orte in Berlin, wo man auf so viele junge und motivierte Kolleg:innen trifft, die ihre Arbeit jeden Tag mit viel Humor, Expertise und Leidenschaft angehen und CityLAB-Besucher:innen dadurch stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Niklas Kossow, Teamleitung Transformation Stadt: Das CityLAB ist ein Ort der Zusammenarbeit. Unser Team ist bunt gemischt, bringt verschiedene Perspektiven und Disziplinen zusammen und ist geeint durch die Arbeit an der Digitalisierung Berlins. Dabei bietet das CityLAB einen Raum, an dem ganz unterschiedliche Akteur:innen zusammenkommen können: Menschen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaftler:innen, Vertreter:innen der Berliner Wirtschaft und natürlich nicht zuletzt motivierte Mitarbeitende aus allen Ebenen der Berliner Verwaltung. Es motiviert mich immer wieder zu sehen, wie wir im CityLAB diese unterschiedlichen Leute zusammenbringen und dazu beitragen, dass gemeinsam innovative Ideen entstehen. Ein Innovationslabor in den historischen Räumen des Tempelhofer Flughafens – in dieser Umgebung entsteht viel Neues, das macht das CityLAB zu einem besonderen Ort.

Niklas Kossow und Jenny Huang © Andre Groth

Welche Highlights hattest Du hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der Verwaltung? Was hast Du daraus gelernt?  

Edmundo Galindo, Product-& UX-Designer: In den letzten fünf Jahren erlebte ich viele Höhepunkte in unserer Zusammenarbeit mit der Verwaltung und lernte wichtige Lektionen. Wir begannen mit Pionierarbeit, um Konzepte wie „Service Design“ und „User Experience“ zu vermitteln. Durch schrittweise Workshops erzielten wir beeindruckende Fortschritte, begleitet von begeistertem Feedback. Die Verwaltung übernahm unsere Methoden, entwickelte innovative Lösungen und integrierte sie in ihre Arbeitsweise, wie beim Haus für Statistik, das ein Dashboard für das Monitoring entwickelte. Unsere Partner:innen im Ausbildungs-Bürgeramt brachten eigene Ideen ein und adaptierten unsere Arbeitsweise. In den fünf Jahren habe ich unglaublich viel von unseren Projektpartner:innen gelernt. Ich höre aufmerksam zu und gebe ihnen Freiraum, um in den Workshops zu experimentieren, zu diskutieren und zu entwerfen. Sie inspirieren mich ständig und geben mir neue Impulse, die ich in der Entwicklung von Projektideen einfließen lasse. Auch wenn unsere Fortschritte manchmal klein erscheinen mögen, sind sie für die Verwaltung oft große Schritte. Veränderung erfordert viel Engagement, Enthusiasmus, Offenheit, Neugierde und auch ein gewisses Maß an Verrücktheit, um gemeinsam etwas zu bewegen. Diese Erkenntnisse trage ich jeden Tag bei meiner Arbeit mit mir😊!

Lisa Schmechel, Projektmanagerin Verwaltungsinnovation: Mein Highlight ist bisher die Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsbürgeramt Friedrichshain-Kreuzberg. Die Leitung treibt die Themen Digitalisierung und Transformation sehr zukunftsgerichtet voran. Es ist schön zu sehen, wie Ideen der Mitarbeitenden getestet und umgesetzt werden können, um Dienstleistungen für Bürger:innen nachhaltig zu verbessern.

Nadine Riede, Teamleitung Events & Content: Mein Highlight ist es, immer wieder zu erleben und auch als Feedback zu erhalten, dass unsere Sommerkonferenz einen nachhaltigen Mehrwert für unsere Teilnehmenden aus der Verwaltung schafft – sei es durch hands-on Wissen für den Arbeitsalltag oder auch durch die vielen Gespräche vor Ort und neuen Kontakte, die geknüpft werden.

Lisa Schmechel, Nadine Riede und Edmundo Galindo © Andre Groth

Wie würdet Ihr den Satz: “Das CityLAB ist für mich ein Ort, an dem….” vervollständigen?  

Deborah Paluch, Service Designerin: … die Zusammenarbeit super viel Spaß macht, weil Menschen zusammenkommen, die intrinsisch motiviert sind Visionen für ein zukunftsfähiges Berlin agil und nutzendenzentriert in Lösungen zu gestalten.

Anna Eschenbacher, Creative Technologist: …man lieb aufgenommen wird und sich schnell integriert fühlt.

Deborah Paluch und Anna Eschenbacher © Andre Groth

Pauline Boos, Projektmanagerin Verwaltung: …jede Idee, egal von wem, egal wie abwegig sie erscheint, ausgesprochen werden darf.

Nora Eilers, Kommunikationsmanagerin: … ich, egal wen ich morgens als Erstes an der Kaffeemaschine treffe, mit einem Lächeln in den Tag starte.

Pauline Boos und Nora Eilers © Andre Groth

In fünf Jahren war das CityLAB (im letzten Jahr besonders durch das Kiezlabor) oft on tour, um mit den Bürger:innen ins Gespräch zu kommen! Wie gelingt ein guter Gesprächseinstieg, der den Leuten unsere Arbeit gut und schnell erklärt?  

Julian Zefferer, Konzeptions- & Stadtraumentwicklung: Besser als jeder Gesprächseinstieg, haben die „Bürgeramt – Heute ohne Termin“-Schilder gewirkt, die wir bei den Kooperationen des Kiezlabor mit den tollen Ausbildungsbürgerämtern aus Friedrichshain-Kreuzberg und Schöneberg aufstellen konnten. Ob auf dem Tempelhofer Feld oder in der Fußgängerzone im Kreuzberger Graefekiez, die Möglichkeit auf dem Weg nach Hause spontan noch schnell einen neuen Personalausweis zu beantragen sorgt nicht nur direkt für gute Laune, sondern ist auch ein ganz konkretes Beispiel für die Arbeit des CityLAB an der digitalen und innovativen Verwaltung.

Henriette Närger; Product Owner Gieß den Kiez: Der Gesprächseinstieg ist fast immer individuell nach Standort, Themenfokus und Alter der Person. Am besten ist er vor allem niedrigschwellig. Das Angebot eines kühlen Getränks im Schatten auf dem Tempelhofer Feld kann zum Beispiel überleiten zur Kartographie städtischer Hitzeinseln und kühlen Rückzugsorten und somit zur Berliner Erfrischungskarte (ODIS). Oder das Verweilen auf unserer Stadtmöbel in Marzahn-Hellersdorf als Diskussionseinleitung wie der Platz umgestaltet werden könnte, was für digitale Beteiligungsformate der Stadt es bereits gibt, und inwiefern man die Ideen direkt visualisieren könnte – per KI direkt auf einem unserer Bildschirme vor Ort nämlich. So kommen Menschen gerne zusammen und können sich parallel informieren, austauschen und vernetzen.

Julian Zefferer und Henriette Närger © Andre Groth

Carolin Clausnitzer, Public Engagement Managerin: Am besten über einen persönlichen Anknüpfungspunkt. Im Gräfekiez kam ich mit einer Anwohnerin zum Thema Lärmbelastung im Kiez ins Gespräch. Zwar gibt es einen Lärmpegelmesser, dieser registriere aber nur die Spitzen und keine andauernde Belastung. Darüber landeten wir schnell bei unseren Veranstaltungen Offene Werkstatt und CityLAB Summer School, bei denen man im Kiezlabor mitmachen konnte. Die Teilnehmer:innen entwickelten DIY-Lösungen zum Thema, die u.a. mit digitaler Hardware umgesetzt wurden. Learning by doing!

Anastasia Jerdeva, Grafikdesignerin: Meistens muss man für den Gesprächseinstieg gar nicht viel machen, weil die Leute von sich aus sehr neugierig sind, was in ihrem Kiez Neues passiert. Da das CityLAB sehr diverse Projekte und Schwerpunkte hat, ist auch für jede Person ein Thema dabei, welches interessant und relevant ist. Mir fällt es am leichtesten die Arbeit des CityLAB anhand von den in die Praxis umgesetzten Prototypen, wie Gieß den Kiez zu erläutern. Hier wird besonders deutlich, wie gemeinwohlorientierte Digitalisierung einen Nutzen für alle erzeugen kann.

Carolin Clausnitzer und Ana Jerdeva © Andre Groth

Fünf Jahre CityLAB – was wünscht Du Dir für die kommenden fünf Jahre?  

Anne Katzmann, Kaufmännisches Projektmanagement: Mein Wunsch: Wir haben Berlin und seine Bürger:innen auf dem Weg zu einer digitalen, nutzer:innenzentrierten und nachhaltigen Zukunft begleitet. Als unabhängiger, gemeinnütziger Akteur haben wir unsere Rolle an der Schnittstelle von Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft gestärkt. Wir sind ein etablierter Player in der digitalen Berliner Landschaft – agil, umsetzungsstark, fokussiert und authentisch.

Klemens Maget, Wissensvermittlung & Kommunikation bei ODIS: Wenn ich fünf Jahre in die Zukunft schaue, feiert das CityLAB seinen ersten runden Geburtstag ausgelassen mit der ganzen Stadtgesellschaft. Dabei darf das CityLAB stolz darauf zurückblicken, die Stadt in zehn Jahren lebenswerter, die Verwaltung innovativer und neue Technologien greifbarer gemacht zu haben.

Anne Katzmann und Klemens Maget © Andre Groth

Wenn Ihr Lust habt, unser Team persönlich kennenzulernen und mehr über unsere Arbeit zu erfahren, dann markiert Euch am besten den erneuten Saisonstart des Kiezlabor Ende Mai und die Sommerkonferenz am 27. Juni im Kalender! Wir laden Euch herzlich ein, uns dort zu treffen, unsere Projekte und unsere Arbeit zu erkunden – und gemeinsam mit uns in die nächsten (mindestens) fünf Jahre CityLAB zu starten!