Rückblick: Open Source als Baustein einer europäischen Innovationspolitik

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen der Kampagne „Freiwilligenhaupstadt Berlin“ den vielen Facetten von Open Source Software. Denn Open Source ist längst kein reines Nerdthema mehr, sondern auch eine Haltungs- und Kulturfrage. Open Source zu coden und einzusetzen heißt zunächst, den eigenen Code öffentlich zugänglich zu machen. Jede und Jeder kann diesen einsehen, kopieren, weiterentwickeln und Anmerkungen hinterlassen. Doch der Grundgedanke von Open Source reicht noch weiter: Open Source wirft Fragen nach dem Umgang mit Ressourcen auf, nach der Bedeutung von geistigem Eigentum, nach der Zusammenarbeit von Gemeinschaften und nach digitaler Souveränität.

„Open Source ist nicht nur eine Software sondern eine Kultur, nämlich die einer offenen Wissensgesellschaft in der wir Wissen miteinander teilen!” fasst es Boris Hekele, Gründer von FixMyBerlin und Gast der ersten Veranstaltung, zusammen.

Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source – Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.

Open Source als Baustein europäischer Innovationspolitik

In der Abschlussfolge unserer vierteiligen Podcast Reihe schlugen wir den Bogen zurück in den Bereich der Politik und beschäftigen uns mit den Fragen: Welche Rolle spielt Open Source im Rahmen von europäischer Innovationspolitik und welche Rolle wird es in Zukunft spielen? Zu Gast bei Dr. Benjamin Seibel (CityLAB) waren dieses Mal Matthias Kirschner von der Free Software Foundation und Rafael Laguna de la Vera von der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND).

„Software muss erlauben, eigene Werte zu leben“

Matthias Kirschner, Free Software Foundation Europe (FSFE)

Eine kurze Geschichte der offenen Software

War in den 70er und 80er-Jahren ein Großteil der Software noch offen, da sich nur eine kleine Gruppe an Personen die Hardware leisten konnte, setzte sich in den 90er-Jahren vermehrt proprietäre Software durch, von der sich auch in den 2000er-Jahren die Verwaltungen in vielen Bereichen abhängig machte. Heute stehen wir nun vor der Herausforderung, Open Source und die damit verbundene offene Wissenskultur wieder zum Standard in den Behörden zu erheben.

Rafael de la Vera kommt von der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND), die sich mit Bedingungen und Voraussetzungen beschäftigt, die es benötigt, um Innovationen hervorzubringen, die unser Leben sprunghaft verändern und diese in volkswirtschaftliche nutzbringende Kreisläufe zu übertragen. Für ihn sehen wir uns zurzeit, statt mit einer freien Marktwirtschaft, mit einer Monopolstellung einzelner Firmen konfrontiert, die eben solch eine hohe Abhängigkeit hervorbringen.

Während das Thema Open Source zwar zunehmend seine Nische verlässt und Aufmerksamkeit vom Mainstream erhält, stellt sich jedoch die Frage, was es konkret bedarf, um die (europäische) Verwaltung wieder auf den „rechten“ Weg zurückzuführen. 

Ein europäisches Open Source Ökosystem

Zunächst fehle es an einer guten Strukturierung, an einer effektiven Evaluierung von Projekten und besonders an mehr konkreten Umsetzung von Open Source Projekten, so Matthias Kirschner von der Free Software Foundation. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen dazu zu befähigen, selbstbestimmt mit Software umzugehen, gibt Hilfe zu rechtlichen Fragestellungen und betreibt Policy Arbeit, um den Weg für Verwaltungen zu freier Software mitzugestalten.

Benötigt werde außerdem ein europäisches Open Source Ökosystem, das weg von einigen wenigen Anbietern geht – hin zu Offenheit und Konkurrenz und auf den Werten Transparenz und Vertrauenswürdigkeit basiert. Open Source kann an dieser Stelle zu einem derartigen werteorientierten europäischen Modell der Digitalpolitik beitragen, dass auch das europäische Profil schärfen und in Abgrenzung zur Digitalpolitik von beispielsweise China oder den Vereinigten Staaten stehen würde. 

Open Source und die Aufklärung

Ein europäisches Modell der Digitalpolitik könne so in der Tradition der Aufklärung stehen, verkürzt gesagt Kants Ruf „Sapere aude“ (Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen) folgen und durch den Einsatz und der Förderung von Open Source Infrastruktur zur digitalen Souveränität beitragen. Denn freie Software erlaubt letztlich jedem Menschen, sie zu verstehen, anzuwenden, weiterzuverbreiten und zu verbessern, somit also die Möglichkeit zur Veränderung geben und Selbstwirksamkeit fördern. „Software muss erlauben, eigene Werte zu leben”, so Matthias Kirschner.

Fazit: Zurzeit ist es noch schwierig, einen eigenen Weg in der Digitalpolitik Europas zu erkennen, der sich von den Modellen Chinas oder den Vereinigten Staaten unterscheidet. Open Source kann dabei zu einem europäischen Modell beitragen, das auf Wertorientierung und Transparenz beruht und sich in die Tradition der Aufklärung stellt. Getreu dem Motto „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, kann freie Software Menschen dazu zu befähigen, selbstbestimmt mit Software umzugehen und diese nach den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Damit dies auf europäischer Ebene zur Innovationskultur beitragen kann, muss ein Open Source Ökosystem geschaffen werden, das die Monopolstellung einzelner großer Unternehmen verhindert und Unabhängigkeit ermöglicht.

Was es sonst noch mit Open Source, der Aufklärung und der europäischen Innovationspolitik auf sich hat, könnt ihr in der zugehörigen Podcast-Folge hören.

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen des Aktionsjahres "Freiwilligenhaupstadt Berlin" und gefördert von der Schwarzkopf Stiftung den vielen Facetten die Open Source mit sich bringt. Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source - Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können. 

Rückblick: Open Source Hardware Workshop

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen der Kampagne „Freiwilligenhaupstadt Berlin“ den vielen Facetten von Open Source Software. Denn Open Source ist längst kein reines Nerdthema mehr, sondern auch eine Haltungs- und Kulturfrage. Open Source zu coden und einzusetzen heißt zunächst, den eigenen Code öffentlich zugänglich zu machen. Jede und Jeder kann diesen einsehen, kopieren, weiterentwickeln und Anmerkungen hinterlassen. Doch der Grundgedanke von Open Source reicht noch weiter: Open Source wirft Fragen nach dem Umgang mit Ressourcen auf, nach der Bedeutung von geistigem Eigentum hat, nach der Zusammenarbeit von Gemeinschaften funktionieren und nach digitaler Souveränität. „Open Source ist nicht nur eine Software sondern eine Kultur, nämlich die einer offenen Wissensgesellschaft in der wir Wissen miteinander teilen!” fasst es Boris Hekele, Gründer von FixMyBerlin und Gast der ersten Veranstaltung, zusammen.

Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source – Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.

Open Source Hardware Workshop

Open Source ist nicht nur ein Softwarethema! Im Rahmen des Aktionsfeldes Open Source des EVC näherten wir uns auch seitens der Hardware dem Thema. 

Im Open Source Hardware Workshop in Kooperation mit der Technologiestiftung Berlin wurden mit der Hacking Box und ein wenig Kenntnis über Hardware und Elektronik, LED-Lichter nicht nur gestaltet, sondern auch selbst programmiert. Ob pink, grün oder Farbwechsel, pulsierend oder Dauerlicht, minimalistisches Design oder Partystimmung – der Kreativität waren dabei (fast) keine Grenzen gesetzt.

Experiment mit Leuchtdioden

Schritt für Schritt wurde den Teilnehmenden Grundkenntnisse der Elektrotechnik vermittelt, die sie im Workshop direkt praktisch anwenden konnten. Dafür wurden vorab Bauteile wie Microcontroller, USB Adapter, LED und Steckerleiste per Post verschickt und in einer gemeinsamen Videokonferenz zusammengebaut. 

Von ersten Steckübungen über eigene Codes schreiben bis hin zu bunten Prototypen konnte dabei jeder und jede mit und ohne Vorkenntnisse sich einbringen. 

Digitales Board mit Anleitung

Das Besondere daran: Je nachdem in welcher Umgebung die Teilnehmenden sich befanden kamen ganz eigene Add-ons dazu. Ob eine Kassettenhülle aus dem Kinderzimmer oder ein Fahrrad aus der Werkstatt, alles konnte gebraucht, verbaut und umgenutzt werden. Dies ermöglichte den Teilnehmenden einen ganz eigenen Zugang zum Thema Open Source. 

Am Ende standen eine Menge bunter Prototypen, die als blinkende Discokugeln nun einige Bewohner:innen, Fahrräder & Co der Stadt schmücken.

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen des Aktionsjahres "Freiwilligenhaupstadt Berlin" und gefördert von der Schwarzkopf Stiftung den vielen Facetten die Open Source mit sich bringt. Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source - Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können. 

Die Gießsaison neigt sich dem Ende zu!

Der Sommer neigt sich dem Ende zu und damit auch die Zeit, in der die Bäume und Blumen wachsen, blühen und Früchte tragen. Im Herbst tauchen wir von den uns umgebenden grünen Blättern in die neue bunt leuchtende Farbwelt des Laubes ein. Wenn die Bäume zunehmend ihre Blätter verlieren, reduzieren sich auch ihre photosynthetische Prozesse und sie benötigen weniger Energie – und deswegen auch weniger Wasser. Mit dem offiziellen Ende der Vegetationsperiode am 30.09.2021 neigt sich deshalb auch die Gießsaison dem diesjährigen Ende zu. 

Wir wollen diesen Anlass nutzen auf die Gießsaison 2021 zurückzublicken und uns bei all denjenigen zu bedanken, die tatkräftig mit Gießkannen, Wassereimern und Schläuchen für die Bäume unserer Stadt gekämpft haben.

Viele von euch Berliner:innen haben, um ihr Engagement zu koordinieren, unsere Plattform Gieß den Kiez verwendet, eine kartenbasierte Anwendung die über 750.000 Straßen- und Anlagenbäume der Stadt Berlin visualisiert. Die Anwendung wurde Mitte Mai 2020 ins Leben gerufen und ist eine von vielen Antworten auf die anhaltenden Dürre- und Trockenperioden aufgrund derer in den letzten drei Jahren tausende Bäume in Berlin gefällt werden mussten. 
Seither wird Gieß den Kiez rege durch die Berliner:innen genutzt, die mit Hilfe einer interaktiven Karte protokollieren können wann, wie oft und mit wie viel Wasser sie einen Baum gegossen haben. Seit Launch der App zählen wir bis zum Ende der diesjährigen Vegetationsperiode stolze 2.085 Gießer:innen, die über 6.285 Bäume in über 25.900 Gießungen mit mehr als 775.000 Liter Wasser ehrenamtlich gegossen haben (Stand: 30. September 2021). Bravo!

Screenshot der interaktiven Karte von ODIS

Die Open Data Informationsstelle ODIS veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem CityLAB Daten zur Nutzung der Webseite giessdenkiez.de als Open Data. Das sind zum einen die KPI’s (Key-Performance-Indicators) wie z.B. Anzahl der Nutzer:innen, Anzahl der adoptierten Bäume aber auch Daten zu allen über die Webseite erfassten Bewässerungen. Während der Vegetationsperiode (01.03. bis 30.09.) werden die Daten regelmäßig zu Beginn eines Monats aktualisiert. 

Auf der Webseite der ODIS könnt ihr die Nutzerdaten von Gieß den Kiez auf interaktiven Karte erkunden. 

Zum Prototypen
Screenshot der interaktiven Karte von ODIS

Schon gewusst? Gieß den Kiez ist eines von vielen Open Source-Projekten, die von der öffentlichen Verwaltung gefördert werden. Auf der Plattform Berlin Open Source könnt ihr weitere, öffentlich geförderte Open Source Projekte, wie z.B. die Berliner Erfrischungskarte entdecken.

Rückblick: Engagement nach Corona – Ist Digital das neue Normal?

Ein halbes Jahr nach dem Launch der Plattform Digital Vereint kamen die Teilnehmenden des Panels ‘Engagement nach Corona – Ist Digital das neue Normal?’ zusammen um zu diskutieren, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Demokratiesäule Ehrenamt hat und wie freiwilliges Engagement im Digitalen nachhaltig gestärkt werden kann.

Engagement in Zeiten der Corona-Pandemie

Laut der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) engagieren sich derzeit 28,8 Millionen Menschen ehrenamtlich in Deutschland. Ihr Engagement erstreckt sich in politische, wirtschaftliche, kulturelle, soziale und ökologische Bereiche und stellt eine tragende Säule für die Gemeinschaft und die Demokratie Deutschlands dar. Ehrenamt baut und stärkt die soziale Infrastruktur und wirkt als sozial-integrative Kraft in der Gesellschaft. 

Als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 zur Schließung des öffentlichen Lebens führte und sich dieses Leben gezwungenermaßen ins Digitale verlegte, standen auch die vielen freiwilligen Engagierten vor der Herausforderung, wie und ob sie ihre Tätigkeit im Digitalen fortsetzen können.

Nicht immer war dies einfach, wie Maryna Markova, Leiterin des Bereichs Eltern- und Familienbildung beim kurdischen Verein und Träger Yekmal e. V. und Teilnehmerin der Diskussionsrunde ‘Engagement nach Corona – Ist Digital das neue Normal?’ zu berichten weiß. War der Verein noch vor der Corona-Pandemie rein analog unterwegs, mussten sie in wenigen Tagen auf digitale Anwendungen umstellen und dabei mit sehr unterschiedlichen Niveaus an Vorwissen und Ausstattung im Bereich Digitalisierung umgehen. Während die einen recht problemlos auf Videocalls, WhatsApp und Co als Kommunikationsdienste umstellen konnten, wurde für andere selbst das Fax und das Telefon zur Herausforderung.

Eine Lücke, die das Angebot der Plattform Digital Vereint schließen möchte. Die von der Senatskanzlei geförderte Plattform ging Anfang 2021 online und hat zum Ziel, digitale zivilgesellschaftliche Arbeit bestmöglich zu unterstützen. Digital Vereint bietet kostenfreie Services für die digitale Zusammenarbeit, Möglichkeiten zur Vernetzung und Informationen zu digitalen Themen. Inzwischen unterstützt die Plattform über 200 Vereine bei ihrer Arbeit im Digitalen und wurde soeben mit einer weiteren Förderung der Senatskanzlei verlängert.


Ein halbes Jahr nach Launch der Plattform kamen die Teilnehmenden des Panels ‘Engagement nach Corona – Ist Digital das neue Normal?’ im B-Part Am Gleisdreieck zusammen um, moderiert von Ludwig Reicherstofer von irights.lab, zu diskutieren, welche Auswirkungen die Krise auf die Demokratiesäule Ehrenamt hat und wie freiwilliges Engagement im Digitalen gestärkt werden kann.

Corona und Ehrenamt – eine Bilanz !?

Für Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales hat die Corona-Pandemie auf ganz unterschiedlichen Ebenen Auswirkungen auf den ehrenamtlichen Bereich. Während es Mut gemacht hätte zu sehen, wie vielfältig die Menschen sich engagieren, hat die Pandemie auch zum Rückgang von Mitgliedern und Einnahmequellen geführt und somit viele Vereine und Initiativen vor große Herausforderungen gestellt. 

Ein Punkt, den auch Katarina Peranić, Vorständin der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt bestätigen kann. In mehreren Studien der Stiftung sei sowohl die Bedeutung der engagierten Zivilgesellschaft als auch ihre prekäre Situation festgestellt und belegt worden. 

Mit Soforthilfen seitens des Senats, dem Aufbau der Plattform Digital Vereint und Förderprogrammen durch die Deutsche Stiftung Engagement und Ehrenamt sei dem unter anderem begegnet worden, es wäre jedoch wichtig, so Staatssekretärin Sawsan Chebli, Engagement nicht nur als ein “nice to have” anzusehen, sondern ihm eine Systemrelevanz zuzuschreiben und nachhaltig zu unterstützen.

Diese Unterstützung muss über das Finanzielle hinausgehen und neben der Bereitstellung derartiger finanzieller Ressourcen auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen betreffen. Bürokratische Hemmnisse müssen abgebaut und eine Infrastruktur, wie zuletzt die Berliner Freiwilligenagenturen, aufgebaut werden. Schließlich sei auch die Anerkennung von Engagement von großer Bedeutung, die durch Projekte wie das Freiwilligenhaupstadtjahr Berlin, bei dem das CityLAB das Aktionsfeld Open Source bespielt, gefördert wird. 

Maryna Markova, Leiterin des Bereichs Eltern- und Familienbildung bei Yekmal e. V., sieht ebenfalls vielfältige Bedarfe an Unterstützung in der Praxis. Auch wenn finanzielle Förderprogramme einen wichtigen Baustein darstellen, so würde beispielsweise auch Hilfe bei der Beantragung derartiger Mittel benötigt werden. Die Verwaltungssprache sei oft zu komplex und die bürokratischen Hürden zu hoch, sodass als Folge die Mittel nicht dort ankommen, wo sie am Dringendsten benötigt werden. 

Für Sabrina Konzok, Geschäftsführerin bei Kiron Digital Learing Solutions sowie Vorständin und Leitung der Berliner Regionalgruppe Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, kam zu den bekannten Herausforderungen für das Ehrenamt als besondere Charaktereigenschaft der Corona-Krise noch hinzu, dass die Ehrenamtler selbst von der Krise betroffen waren und viele erst einmal den eigenen Alltag regeln mussten. Digitalkompetenzen waren auf beiden Seiten, der Geber und der Nehmer gefordert und mussten schnell aufgebaut werden.


Aber es gibt auch Gutes zu berichten. Auch Chancen wurden durch die Corona-Pandemie verdeutlicht. Der zuvor im ehrenamtlichen Bereich geltende “Digitalisierungsstau” hätte sich, katalysiert durch die Pandemie, gelöst und zu einem deutlichen Innovationsschub in diesem Bereich geführt. Als Beispiel an dieser Stelle ist der Hackathon HacktheCrisis zu nennen, bei dem in kürzester Zeit, unterstützt durch das CityLAB, Freiwillige eine Vielzahl an Ideen sammelten, die bis heute verfolgt werden.

Engagement im Wandel

Engagement ist also im Wandel. Projekthafter, digitallastiger, und lebenslagenorientierter würde es werden, so Katarina Peranić, und von ganz klassischen Formen des Ehrenamts zu moderneren Möglichkeiten reichen.

Dabei bringen nach Sabrina Konzok die neuen Formen des Engagements einen Kulturwandel in ehrenamtlichen Organisationen mit sich, bei dem Digitalisierung auch als Hebel wirken kann, effizienter zu arbeiten, Projekte zu skalieren und mehr Menschen zu erreichen. Besonders wichtig dabei: Allianzen schmieden und sich gegenseitig unterstützen, so Sawsan Chebli. Personen und Organisationen mit großer Expertise müssten diejenigen an die Hand nehmen, die noch nicht so fit sind. Vieles an Expertise und Wissen sei schon vorhanden, es müsse nur richtig genutzt und zugänglich gemacht werden und somit ein Miteinander statt ein Nebeneinander fördern. Ressourcen und Wissen in der Gesellschaft zu teilen sei nicht nur sinnvoll, sondern auch effizient.

Ehrenamt und Open Source

Trägt man den Gedanken des Teilens und einer offenen Wissenskultur auf im Digitalen fort so landet man früher oder später bei der Debatte um Open Source. An dieser Stelle hätte die Pandemie auch ihr Gutes bewirkt, meint Katarina Peranovic, indem sie die Debatte um Open Source raus aus der ‘Bubble’ in eine breitere Masse getragen hätte. Auf einmal hätten auch Themen wie Datenschutz und Serverstandorte an Bedeutung gewonnen, was eine erfreuliche Entwicklung sei.

Wichtig sei es dabei, keine bestimmten Open Source-Tools vorzuschreiben, sondern diese attraktiv zu gestalten und den Raum der Möglichkeiten zu öffnen. An dieser Stelle sieht Sabrina Konzok auch die Schnittstelle hin zu zeitgemäßen Methoden und Tools wie beispielsweise des UX-Designs. Open Source müsse aus der verstaubten Ecke geholt werden und kann nur dann seine Potentiale entfalten, wenn die Anwendungen auch in ihrer Usability den Menschen weiterhelfen. Niederschwellige Angebote hängen schließlich oft vom Design und einer einfachen Bedienung der Angebote ab. 

Auch die Plattform Digital Vereint baut auf Open Source-Tools und verfolgt mit kostenlosen Workshop- und Softwareangeboten das Ziel, die digitale Zivilgesellschaft sowohl im Technischen, als auch durch die Vermittlung von Digitalkompetenzen zu stärken. Das Angebot ist das Ergebnis vieler Gespräche und Interviews, die im Vorfeld mit Vertretern der engagierten Zivilbevölkerung geführt wurden, um es bestmöglich auf ihre Bedarfe auszurichten. Mit einer Anschlussförderung der Senatskanzlei wurde dieses Angebot nun ausgebaut und startet zu September mit einem neuen Programm an Weiterbildungs-, Informations- und Softwareangeboten. So soll es jedem und jeder ermöglicht werden, sein Engagement im Digitalen fortzuführen. Denn Engagement sei nicht nur eine bedeutende Säule einer blühenden Demokratie, sondern auch gut für die eigene Seele, so Sawsan Chebli. 

Mehr Informationen zum Projekt Digital Vereint findet ihr auf digital-vereint.berlin und im Projektsteckbrief des CityLAB.

Die Diskussion wurde aufgezeichnet und kann über YouTube nachgeschaut werden.

Rückblick: Open Source in der Praxis

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen der Kampagne „Freiwilligenhaupstadt Berlin“ den vielen Facetten von Open Source Software. Denn Open Source ist längst kein reines Nerdthema mehr, sondern auch eine Haltungs- und Kulturfrage. Open Source zu coden und einzusetzen heißt zunächst, den eigenen Code öffentlich zugänglich zu machen. Jede und Jeder kann diesen einsehen, kopieren, weiterentwickeln und Anmerkungen hinterlassen. Doch der Grundgedanke von Open Source reicht noch weiter: Open Source wirft Fragen nach dem Umgang mit Ressourcen auf, nach der Bedeutung von geistigem Eigentum hat, nach der Zusammenarbeit von Gemeinschaften funktionieren und nach digitaler Souveränität. „Open Source ist nicht nur eine Software sondern eine Kultur, nämlich die einer offenen Wissensgesellschaft in der wir Wissen miteinander teilen!” fasst es Boris Hekele, Gründer von FixMyBerlin und Gast der ersten Veranstaltung, zusammen.

Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source – Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.

Open Source in der Praxis – So entsteht gemeinsam genutzte Software!

“Einer entwickelt – und zwei profitieren”

Julia Zimmermann, CityLAB Projektkoordination Gieß den Kiez

Einer der schönsten Aspekte an Open Source-Entwicklung ist die Zusammenarbeit mit anderen. Die dritte Veranstaltung zum Aktionsfeld Open Source drehte sich daher um die gemeinschaftliche Arbeit in der Praxis und städteübergreifende Zusammenarbeit. Dieses Mal diskutierten Dr. Benjamin Seibel (CityLAB) mit Julia Zimmermann (CityLAB/Gieß den Kiez) und Jörg Reichert (Code for Leipzig). 

Weil Open Source-Software „im Offenen“ entwickelt wird, kann sich grundsätzlich jede:r in Projekte einbringen, Verbesserungen vorschlagen oder Anpassungen vornehmen. Auch das CityLAB entwickelt Open Source, nicht zuletzt um eine Übertragung der Projekte in andere Städte und Communities zu erleichtern. Ein großes Vorurteil, dem Befürworter von Open Source dabei immer wieder begegnen, ist die Angst, dass der eigene Code parasitär genutzt werden könnte, man sich angreifbar und kopierbar macht, wenn alle Daten und Algorithmen offen gelegt werden. Am Beispiel der Web-App Gieß den Kiez lässt sich aber zeigen, dass diese Offenheit mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt. Die Open Source-Anwendung wurde vom CityLAB zur Koordinierung der Baumbewässerung durch die Zivilgesellschaft entwickelt. Auf einer interaktiven Karte werden rund 750.000 Berliner Straßen und Anlagebäume lokalisiert, Berliner:innen können sich mithilfe der Anwendung über Art und Alter der Bäume informieren, den aktuellen „Wasserstand“ ablesen und Bäume adoptieren, gießen und markieren. Zur Berechnung des Wasserbedarfs werden aktuelle Niederschlagsdaten berechnet. Inzwischen wurde das Projekt auch in Leipzig adaptiert und wird von der dortigen Code for Leipzig-Community gepflegt.  Dabei haben die Leipziger die Web-App zu einer nativen Mobile-App weiterentwickelt, die nun wieder von Berlin adaptiert werden kann. Open Source also, wie es im Lehrbuch steht. Erfolgsfaktor waren dabei vor allem das Engagement der Community: Rund um Gieß den Kiez hat sich eine fleißige Gieß-Gemeinschaft aufgebaut, die sowohl analog durch Gießen als auch digital durch die Mitwirkung das Projekt unterstützen. Auch ein “aufgeräumter Code” und eine gute Dokumentation der Arbeit sind unerlässlich um Projekte weitergeben zu können. 

Fazit: Städte können und müssen voneinander lernen. Das ist nicht nur effektiv und Ressourcen sparend, sondern auch notwendig um komplexen Herausforderungen begegnen zu können. Open Source kann hier einen guten Grundstein legen, um den Austausch zwischen Communities zu stärken. Lösungen müssen nicht immer eingekauft und neu entwickelt werden, auch das Adaptieren von bereits bestehenden Ansätzen bringt Vorteile.

Worum es bei der Förderung von Open Source-Projekten noch ankommt könnt ihr in der dritten Folge unseres Podcasts hören.

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen des Aktionsjahres "Freiwilligenhaupstadt Berlin" und gefördert von der Schwarzkopf Stiftung den vielen Facetten die Open Source mit sich bringt. Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source - Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können. 

Rückblick: Finanzierung und Verstetigung von Open Source-Projekten

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen der Kampagne „Freiwilligenhaupstadt Berlin“ den vielen Facetten von Open Source Software. Denn Open Source ist längst kein reines Nerdthema mehr, sondern auch eine Haltungs- und Kulturfrage. Open Source zu coden und einzusetzen heißt zunächst, den eigenen Code öffentlich zugänglich zu machen. Jede und Jeder kann diesen einsehen, kopieren, weiterentwickeln und Anmerkungen hinterlassen. Doch der Grundgedanke von Open Source reicht noch weiter: Open Source wirft Fragen nach dem Umgang mit Ressourcen auf, nach der Bedeutung von geistigem Eigentum hat, nach der Zusammenarbeit von Gemeinschaften funktionieren und nach digitaler Souveränität. „Open Source ist nicht nur eine Software sondern eine Kultur, nämlich die einer offenen Wissensgesellschaft in der wir Wissen miteinander teilen!” fasst es Boris Hekele, Gründer von FixMyBerlin und Gast der ersten Veranstaltung, zusammen.

Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source – Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.

Finanzierung und Verstetigung von Open Source-Projekten

“Open Source ist nicht nur schön, sondern macht auch eine Menge Arbeit”

Dr. Benjamin Seibel, CityLAB Berlin

Open Source-Software ist zwar das Fundament unserer digitalen Welt, das Internet selbst würde es ohne eine Open Source-Kultur nicht geben, die Entwicklungsarbeit daran erfolgt aber häufig unter prekären Bedingungen. In der zweiten Veranstaltung des Aktionsfeldes Open Source diskutierten Dr. Benjamin Seibel (CityLAB Berlin), Adriana Groh (Prototype Fund), Raphael Michel (rami.io) und Marie Kochsiek (drip) zur Finanzierung und Verstetigung von Open Source-Projekten. Hinter Anwendungen und Frameworks, die von Millionen Menschen genutzt werden, stehen oft nur wenige aktive Maintainer:innen. Weiterentwicklung und Pflege von Software werden nicht selten vollständig ehrenamtlich oder auf Spendenbasis geleistet. Bei offener Software steht aber oftmals kein Unternehmen, sondern eine digitale Community aus Entwickler:innen dahinter, also eine digitale Zivilgesellschaft. Deren Community ist zwar groß und sehr engagiert, es ist aber unabdingbar, dass mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen, denn Open Source bedarf einer kontinuierlichen Begleitung von kompetenten User:innen und Entwickler:innen. Neue Geschäftsmodelle müssen erdacht und Förderungen geschaffen werden.

Dabei muss nicht immer das Rad neu erfunden werden. Auch bereits vorhandene Projekte und Ansätze müssen gepflegt und am Leben gehalten werden. Diese Förderungen müsste nicht nur vom Staat aufgebracht werden, auch Unternehmen könnten sich an der Finanzierung von Open Source-Projekten beteiligen. Ein mögliche Quelle dafür wäre etwa eine Digitalsteuer für Unternehmen. Schließlich muss auch eine höhere und engere Vernetzung zwischen Förderprogrammen aufgebaut werden. 

Fazit: Dem Ethos von Open Source entsprechend, geht es bei der Finanzierung und Verstetigung von Open Source-Projekten nicht um Konkurrenzdenken sondern darum, ein besseres Förderungs-Ökosystem zu schaffen, das im Endeffekt allen etwas nützt. Denn bei Open Source geht es auch um die Frage der digitalen Daseinsvorsorge. Eine Investition In Open Source ist somit auch eine Investition in die Zukunft der Gemeinschaft. 

Worum es bei der Förderung von Open Source-Projekten noch ankommt könnt ihr in der zweiten Folge unseres Podcasts hören.

Mit dem Aktionsfeld Open Source widmen wir uns im Rahmen des Jahres "Berlin Freiwilligenhaupstadt" und gefördert von der Schwarzkopf Stiftung den vielen Facetten die Open Source mit sich bringt. Begleitet wird das Aktionsfeld durch den Podcast “Open Source - Baustein einer demokratischen Technologiepolitik?” über den die Diskussionen und Beiträge im Nachgang angehört werden können.